
Das zweite Trauerjahr
Die Zeit heilt alle Wunden? Nur bei dir nicht? Gerade wenn die Trauer nach einem Jahr eigentlich nachlassen sollte, fĂŒhlst du dich mitten im zweiten Trauerjahr, als ob die Trauer schlimmer wird. Kommt dir das bekannt vor? Dann bist du hier goldrichtig. Wir schauen uns an, warum dieser verflixte Umgang mit Trauer jetzt so eine Herausforderung ist und wie deine TrauerbewĂ€ltigung trotzdem liebevoll und mit neuer Kraft weitergehen kann â ganz ohne Druck und mit einer extra Portion VerstĂ€ndnis.
Warum ist das zweite Trauerjahr so schwer?
Du bist so froh: Endlich ist das erste Jahr der Trauer vorbei. GefĂŒhlt war es ein Nebel aus Schock, Organisation und dem Abarbeiten von âersten Malenâ â das erste Weihnachten, der erste Geburtstag, der erste Jahrestag. Du hast funktioniert, irgendwie. Alle haben dich gestĂŒtzt, ihr MitgefĂŒhl war wie ein Schutzschild. Und jetzt? Jetzt ist das zweite Jahr da und statt leichter wird es ⊠komischerweise schwerer. Dabei reden doch alle nur vom ersten Trauerjahr – so als wĂŒrde auf wundersame Weise deine Trauer einfach an einem bestimmten Datum aufhören. „Jetzt ist aber langsam mal gut“, hörst du immer öfter.Â
Wenn du gerade an diesem Punkt stehst und denkst: âWas ist nur los mit mir? „MĂŒsste es nicht langsam besser werden?“, dann lass dir eines von Herzen sagen: Du bist nicht allein und du bist auch nicht verrĂŒckt. Willkommen im sogenannten âverflixten zweiten Trauerjahrâ.
Setz dich, nimm dir einen Tee (oder was auch immer du gerade brauchst), und lass uns mal ganz ohne Floskeln darĂŒber sprechen, was da in dir und um dich herum passiert und warum das 2. Trauerjahr sich so schwer anfĂŒhlt:
Was im zweiten Trauerjahr in dir passiert: Eine neue Art von Schmerz
Im ersten Jahr war da oft noch dieser Schutzschild aus Schock und BetĂ€ubung. Du warst im Ăberlebensmodus. Jetzt, im zweiten Jahr, lichtet sich dieser Nebel langsam. Und was du siehst, ist die bittere RealitĂ€t des Geschehenen mit einer neuen, schmerzhaften Klarheit. Dein Partner ist immer noch tot und dein neues Leben ist doof. Was mit deinem verstorbenen Partner alles so schön war, tut immer wieder weh. An jedem Tag wird dir schmerzhaft bewusst, was du nie wieder haben wirst. Das ist der Moment, in dem die Trauer oft ihre QualitĂ€t verĂ€ndert.
Die EndgĂŒltigkeit klopft an die TĂŒr (und will nicht mehr gehen)
Die Erkenntnis, dass dein geliebter Mensch nicht aus dem Urlaub zurĂŒckkommt, wird jetzt erst so richtig greifbar. Im ersten Jahr hofft man manchmal insgeheim noch, aus einem bösen Traum aufzuwachen. Im zweiten Jahr sickert die EndgĂŒltigkeit in jede Faser deines Seins. Es ist ein tiefes, bohrendes Begreifen, dass das Leben, wie es einmal war, unwiderruflich vorbei ist. Dieser Schmerz ist nicht unbedingt lauter als im ersten Jahr, aber oft viel tiefer und anhaltender. SchĂŒtzende Nebel verschwinden, der Blick auf das Erlebte wird klarer. Oftmals ist jetzt der Zeitpunkt, wo du dir die Momente seines Sterbens, der Zeit davor und danach noch klarer und mit mehr Aspekten anschauen kannst. Die ersten Momente der bitteren Akzeptanz bröseln in dein Leben.
Dein Körper befindet sich bereits im Trauer-Marathon
Trauer ist Schwerstarbeit. Dein ganzes System ist im Dauereinsatz. Kein Wunder also, wenn du dich stĂ€ndig mĂŒde und erschöpft fĂŒhlst, selbst wenn du nach auĂen hin vielleicht hyperaktiv wirkst. Sind wir mal ehrlich: Was Du im letzten Jahr bewerkstelligt hast, ist einfach ĂŒbermenschlich. BĂŒrokratie, deine Arbeit, deinen Haushalt. All die neuen Probleme, die du vorher mit ihm besprechen konntest. Alles musstest du in einer unfassbaren Geschwindigkeit selbst entscheiden und lösen.
Viele Trauernde berichten von einer tiefen, bleiernen MĂŒdigkeit. Das ist doch ĂŒberhaupt kein Wunder! Dein Körper signalisiert dir: âHey, ich brauche eine Pause!â Nicht verarbeitete Trauer kann sich auch in ganz konkreten körperlichen Symptomen zeigen:
- Konzentrationsstörungen (das GefĂŒhl, Watte im Kopf zu haben)
- Schlafprobleme
- EngegefĂŒhl in der Brust
- Verdauungsprobleme oder Ăbelkeit
- Haarausfall oder Schwindel
Dein Körper trauert mit. Hör auf ihn! Du bist nicht schwach, du bist einfach erschöpft von dieser unglaublichen Mehrbelastung, von der andere Menschen da drauĂen einfach keine Vorstellung haben.
Die Angst vor dem âDanachâ
WĂ€hrend im ersten Jahr die Angst vor den konkreten Jahrestagen dominierte, rĂŒckt jetzt eine viel gröĂere Frage in den Fokus: âWas soll das alles jetzt noch werden â allein?â Die Angst vor der Zukunft, vor einem Leben, das du dir so nie ausgesucht hast, kann lĂ€hmend sein. Es geht nicht mehr nur um das Ăberstehen einzelner Tage, sondern um die schwere Aufgabe, einen komplett neuen Lebensentwurf zu gestalten.
Die gute Nachricht ist, du bist gerade auf dem Danachblog gelandet – nomen ist omen – hier geht es um das Danach.
Hallo, ich bin Dana,
ich bin seit 2019 Witwe und ich habe damals in der Trauer diesen Danachblog ins Leben gerufen. Hier setze ich mich mit allen Themen auseinander, die Trauernde beschĂ€ftigen, um ihr neues und ungewolltes Leben zu bewĂ€ltigen.Â
Mittlerweile helfe ich tausenden Frauen mit meinen Impulsen, wieder Hoffnung und Zuversicht fĂŒr ihr neues Leben zu erlangen. Mit meinem monatlichen Newsletter erreiche ich hunderte, mit TikTok tausende trauernde Menschen und schenke ihnen wieder Licht und Zuversicht.
Warum ist im 2. Trauerjahr dein Umfeld nicht mehr fĂŒr dich da?
Eine der gröĂten Herausforderungen im zweiten Jahr ist oft nicht die eigene Trauer, sondern der Umgang des Umfelds damit. Der unterstĂŒtzende Kreis wird kleiner, das VerstĂ€ndnis lĂ€sst nach.
Der âJetzt-ist-aber-mal-gutâ-Druck
Erinnerst du dich an die Flut an Nachrichten und die vielen helfenden HĂ€nde im ersten Jahr? Plötzlich wird es stiller. Dein Umfeld schaltet langsam vom Krisen- in den Alltagsmodus. Und dann kommt er, dieser Satz, oft gut gemeint, aber so schmerzhaft: âGenug getrauert, das Leben muss doch weitergehen!â Dieser Ă€uĂere und auch innere Druck, wieder ânormalâ funktionieren zu mĂŒssen, kann enormen Stress und SchuldgefĂŒhle auslösen, wenn es einfach noch nicht geht.
Kein Wunder, man passt nicht mehr in das normale System. Die Leichtigkeit fehlt, stĂ€ndig kreisen die Gedanken um das Geschehene. Doch du hast lĂ€ngst gelernt, dies fĂŒr dich zu behalten, weil du merkst, wie du die anderen damit scheinbar nervst.
Hiflos wĂ€hrend der Beerdigung dahingestammeltes „Meld dich, wenn du was brauchst“ kann man nun nicht mehr einfordern. Deren Leben geht schon lange weiter. Auch das ist nachvollziehbar, fĂŒr die anderen ist zwar ein lieber Mensch gestorben, doch sie haben noch ihr eigenes heiles Leben. FĂŒr dich ist deine ganze Welt zusammengebrochen, und es ist gerade mal ein Jahr her. Jetzt ist guter Rat teuer.
Das GefĂŒhl, allein auf der Insel zu sein
Freunde und Bekannte ziehen sich vielleicht zurĂŒck. Nicht aus bösem Willen, sondern oft aus Unsicherheit. Sie wissen nicht, was sie sagen sollen, wollen dich nicht belasten und meiden daher das Thema. Das Ergebnis? Du fĂŒhlst dich isoliert und allein gelassen, gerade dann, wenn du den Austausch am meisten brĂ€uchtest. Das Alleinsein zu Hause fĂŒhlt sich plötzlich noch viel leerer an.
Dein Werkzeugkasten fĂŒr das zweite Trauerjahr: Liebevolle und praktische Seelen-Nahrung
Okay, das zweite Trauerjahr ist hart. Aber du bist nicht machtlos. Es geht nicht darum, die Trauer wegzudrĂŒcken, sondern darum, Wege zu finden, mit ihr zu leben und dir selbst Gutes zu tun. Hier sind ein paar pragmatische Ideen â kein Hokuspokus, sondern direkt umsetzbare Mini-Schubser.
Erlaube dir deine GefĂŒhle â auch die kratzbĂŒrstigen!
Wut, Zorn, tiefer Schmerz, Neid auf andere, die ihr altes Leben noch haben â all das gehört dazu. Diese GefĂŒhle sind nicht âschlechtâ, sie sind ein Teil deines Heilungsprozesses. UnterdrĂŒcke sie nicht! Ob du in ein Kissen schreist, einen wĂŒtenden Brief schreibst (den du nie abschickst) oder einfach nur weinst â gib dem GefĂŒhl Raum.
Finde deine Power-Routinen
Strukturen im Alltag geben Halt, wenn innen alles wackelt. Aber bitte, setz dich nicht unter Druck, einen perfekten Tagesplan zu erstellen. Wie wĂ€re es stattdessen mit einer Mini-Routine, nur fĂŒr dich? Vielleicht der morgendliche Kaffee an einem bestimmten Platz, ein kurzer Spaziergang nach dem Mittagessen oder 10 Minuten Musik hören vor dem Schlafen. Kleine Anker, die dir guttun.
Bewegung? Ja, bitte! Aber locker đ
Dein Körper braucht jetzt ein bisschen Power â also gönn ihm was Gutes! Niemand verlangt, dass du einen Marathon lĂ€ufst. Aber körperliche AktivitĂ€t, am besten in der Natur, kann Wunder wirken, um Stress abzubauen und den Kopf freizubekommen. Ein Spaziergang im Wald, eine Runde mit dem Rad oder einfach nur DehnĂŒbungen im Wohnzimmer â dein Körper und deine Seele werden es dir danken. Und es gibt Bonuspunkte, wenn du danach stolz auf dich bist (reine Wissenschaft, versprochen!).
Werde zum Kreativdirektor deiner Erinnerungen
GefĂŒhle brauchen ein Ventil. Wenn Reden schwerfĂ€llt, versuch es doch mal anders:
- Schreiben: Ein Tagebuch oder Briefe an den Verstorbenen können unglaublich heilsam sein.
- Malen oder Musik: DrĂŒck dich ohne Worte aus.
- Erinnerungskiste: Gestalte eine Kiste mit schönen ErinnerungsstĂŒcken. Das bewusste Pflegen dieser Erinnerungen hilft, den Verlust ins Leben zu integrieren.
Grenzen setzen â Dein persönlicher TĂŒrsteher
Das zweite Trauerjahr ist die perfekte Zeit, um zu lernen, âNeinâ zu sagen. Nein zu Menschen, die dir mit ihren RatschlĂ€gen nicht guttun. Nein zu Verpflichtungen, die dir deine letzte Energie rauben. Du bist der Chef in deinem Leben. Lerne, deine Grenzen liebevoll, aber bestimmt zu ziehen.
Wann ist professionelle Hilfe ein liebevoller nÀchster Schritt?
Manchmal ist der Berg einfach zu steil, um ihn allein zu erklimmen. Und das ist absolut in Ordnung um Hilfe zu bitten.
Professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, ist kein Zeichen von SchwĂ€che, sondern ein Akt der Selbstliebe. Wenn du merkst, dass die Trauer deinen Alltag komplett dominiert, du dich stark zurĂŒckziehst oder psychische Probleme wie Depressionen oder Angststörungen entwickelst, ist es Zeit fĂŒr UnterstĂŒtzung.
- Trauerbegleiter oder Therapeuten können dir helfen, deine GefĂŒhle zu sortieren und gesunde Wege der Verarbeitung zu finden.
- Selbsthilfegruppen sind ein Segen. Der Austausch mit Menschen, die genau wissen, wovon du sprichst, kann das GefĂŒhl der Isolation durchbrechen und enormen Halt geben.
Was ich fĂŒr dich tun kann
Da das Gute oft so nah liegt, habe ich vielleicht genau das Richtige fĂŒr dich. Seit 2021 begleite ich Trauernde, die ihren Partner verloren haben, durch ihren Schmerz hindurch. Diese drei Dinge helfen dir:
- abonniere gleich den kostenlosen Newsletter, der dir jeden Montag einen hilfreichen Impuls fĂŒr deine Trauerverarbeitung schickt
- du bist noch arbeitstĂ€tig, hast deinen Partner verloren und musst dein neues Leben irgendwie in Angriff nehmen? Du suchst einen intelligenten Austausch mit Netzwerkcharakter und Female Empowerment? Dann ist die Community etwas fĂŒr dich.Â
- Du bist ein kleiner Eigenbrötler, erarbeitest dir die Dinge lieber selbst, eher introvertiert und traust dich nicht in Gruppen? Verstehe ich. FĂŒr dich ist der Onlinekurs ideal, der dich in 180 Tagen auf einen neuen Kurs setzt.Â
Du schreibst dein neues Kapitel
Das verflixte zweite Trauerjahr ist eine entscheidende Phase. Es ist die Zeit, in der die RealitĂ€t einsickert und der Schmerz sich vertieft, aber auch die Zeit, in der die Weichen fĂŒr ein neues Leben gestellt werden. Es geht nicht darum, zu vergessen. Es geht darum, eine neue Form der Beziehung zu dem Verstorbenen zu finden und sich selbst neu zu entdecken.
Es wird nie wieder so sein wie frĂŒher. Aber es kann anders schön werden. Mit viel Liebe und Wehmut im Herzen, aber auch mit neuer Hoffnung. Sei geduldig und liebevoll mit dir. Trauer hat keinen Zeitplan. Sie braucht die Zeit, die sie braucht.
Jetzt bist du dran: Was hat dir im zweiten Trauerjahr geholfen oder was war deine gröĂte Herausforderung? Teile deine Gedanken in den Kommentaren. Vielleicht ist dein Tipp genau das, was jemand anderes heute lesen muss, um sich weniger allein zu fĂŒhlen.