
Erkenntnisse
Innerhalb von 24 Stunden gelange ich zu unglaublichen Erkenntnissen bezüglich meiner Person. Dies wird eine kleine Nabelschau, nur damit ihr vorgewarnt seid. Ihr müsst das also nicht lesen.
Mein Leben lang fühlte ich mich nicht verstanden und stets in Gruppen unwohl. Meine absurde Vorliebe für mädchenuntypische Themen wie Panzer, Bunker, Friedhöfe und die Farbe schwarz verbunden mit einem Humor, den man eher bei Männern vorfindet, war nicht unbedingt proaktiv. Noch mehr über mich erfährst du hier:
Mama
Schon frühzeitig musste ich mit dem ersten Schock meines Lebens umgehen. Als ich 21 Jahre alt war, hatte meine liebe und herzensgute Mama, meine erste beste Freundin, einen Hirnschlag. Einfach so, nach dem Abendessen.
Bis dahin war mein Leben eigentlich ganz ok, zwar schon ungewöhnlich hart, so dass ich schon damals misanthropische Züge an mir hatte, aber im Vergleich zu diesem Impact echt ok.
Nun begannen für meinen Papa 13 Jahre der aufopferungsvollen Pflege meiner Mama. Und für mich, da ich im 300 km entfernten Berlin wohnte, stetige schmerzhafte Besuche übers Wochenende, in denen man begreien musste, dass Mama nie wieder so wird wie vorher. Das Ganze gekoppelt mit dem Wissen, dass sie alles um sie herum genau so klar begriff, wie vorher. Nur dass sie sich nun nicht mehr richtig ausdrücken, sprechen oder bewegen konnte. Die Hölle für sie und für alle empathischen Wesen drumherum.
Aus dieser Welt kehrst du dann regelmäßig Sonntagabend geschockt zurück in die andere Welt aus Lindenstraßen-Problemen, Gala-Inhalten und der „Stell dir vor“ und „das können die doch nicht machen“ Sätzen damals in meinem Job in der Plattenindustrie (damals noch nicht kalte Platten im Cateringunternehmen).
Und du sitzt da inmitten deiner Kollegen, musst dir das anhören und kannst nicht weg, denn es sind ja deine Mitarbeiter, Vorgesetzten oder auch Verwandten und der Anstand gebietet das so und der soziale Honig. Eigentlich möchtest du jedoch dein Gegenüber einfach packen, schütteln und anschreien:
„das, was du dir da gerade vorstellst, das was dich gerade beschäftigt, ist gar nichts! GAR NICHTS!!! verglichen zu meiner Realität!“
Das macht man aber nicht, weil man aus dem ganzen schütteln und anschreien nicht mehr herauskommen würde. Außerdem ist dies nicht die feine Art, wenn man den Job behalten will. Also frisst man diese Gedanken in sich hinein, um dann bei jedem Bullshit-Gespräch fürchterliche Bauchschmerzen zu bekommen. Man fängt an sich innerlich zu winden und will eigentlich nur schreien. Darf man aber nicht. Man muss das dumme Gelaber aushalten. Denn diese Themen beschäftigen alle. Ständig:
- Fußballergebnisse – warum der das und das gemacht hat, der Idiot!
- Politik – stell dir vor, das können die doch nicht machen
- also dieses Kleid ist unmöglich!
- hast du gestern den Tatort (Lindenstraße, GZSZ, Deutschland sucht den „leckmichtot“) gesehen, furchtbar, wie die „was auch immer“ gemacht haben …
Ich weiß dass diese Sätze und Gespräche wichtig für das soziale Netz sind. Diese Themen sind der soziale Kleister, der ganz Deutschland zusammenhält. Man kann stundenlang reden, ohne nur ein Fitzelchen von sich preis zu geben. Alles ist schön oberflächlich und am Ende wundern sich dann alle, wenn die „Freunde“ absagen, wenn es um Umzugshilfe oder noch schlimmer, Beistand bei Tod und Verlust kommt.
Also begann ich schon damals meine sozialen Kontakte weiter zu verringern oder gab mich nur mit Randgruppen ab, die diese Gefühle und Erkenntnisse bereits so oder ähnlich hatten und wo die Gespräche tiefer als die gewöhnliche Pfütze waren.
Psychologe
Gestern musste ich wieder zum Psychologen. Auf meine Rückfrage, wie es mir in der jetzigen Situation ginge, antwortete ich „ambivalent“.
Einerseits habe ich Angst, ganz alleine zuhause krank zu werden und niemand ist da, der sich um mich kümmert und die noch viel schlimmere Vorstellung: ich muss ins Krankenhaus.
Andererseits bin ich seltsam beruhigt, dass es nun allen Menschen in diesem Land plötzlich so geht wie mir. (das habe ich damals mitten in Corona geschrieben) Ihre Welt dröselt auseinander. Auf nichts kann man sich mehr verlassen. Alles wird sich ändern. Diese Art Erkenntnisse halt.
Er schaut mich an und sagt:
„Das ist doch kein Wunder: sie sind schon zweimal mit dem Flugzeug abgestürzt und die anderen befinden sich jetzt das erste Mal im steilen Sinkflug“
Bäm.
Astrologin
Wer das jetzt als Bullshit und Hokus Pokus sieht, möge einfach nicht weiter lesen. Aber seitdem das mit Steffen passiert ist, habe ich viel nachgedacht. Vielleicht bin ich auch nur verrückt geworden. Bilde dir deine eigene Meinung. Jedoch helfen mir die gewonnenen Erkenntnisse über Buddhismus, Spiritualität und Astrologie sehr dabei, das Furchtbare zu verarbeiten und zu „verstehen“ und sind für mich auch kein Kokolores mehr.
Mir ist mittlerweile absolut bewusst, dass ich überhaupt nichts beeinflussen und lenken kann, sondern nur annehmen und akzeptieren und dann das beste daraus machen. Diese neue Lebenseinstellung treibt meine organisierte Stierfreundin in den Wahnsinn. Das tut mir so leid.
Und dann taucht da plötzlich eine Kollegin auf die jetzt in Horoskope macht, und sendet mir einen Grobüberblick über meine Sterne und ich sitze da und denke: Alter!
So eine genaue Analyse hatte ich noch nie und plötzlich begreife ich das große Ganze.
Wenn du Interesse an deinem eigenen Trauerhoroskop hast, schau mal auf dieser Seite vorbei.
Die Erkenntnis ist: Meine krasse Stärke und Resilienz ziehe ich aus meinen Sternen. Und der Tod war schon immer ein Thema in meinem Leben, und arbeiten und reisen.
Da hat meine Seele bei der Auswahl meines Körpers für die Geburt offensichtlich den Körper in der Sternenkonstellation mit dem Schwierigkeitsgrad „Berserker-Modus“ ausgewählt. Herzlichen Glückwunsch und danke.
Wird das auch mal besser?
Und neulich sagte meine Psychotherapeutin auch noch „Du bist eine der wenigen meiner Patienten, wo ich Hoffnung habe, das es wieder gut wird, die es schaffen kann“.
Alles krass das. Krasse Erkenntnisse.