Verbotene Fragen an eine Bestatterin geheimwissen

Interview mit einer Bestatterin

von | Mai 2, 2023

Fragen, die man sich nicht wagt, einen Bestatter zu fragen. Ich habe es getan und die wunderbare Ulrike Lampl von Lebenswege Schmetterling Bestattungen unmögliche Fragen gestellt. Fragen rund um den Tod und das Danach aus erster Hand.

Interview mit einer Bestatterin

Die wunderbare Ulrike Lampl hat mir für meine unmöglichen Fragen Rede und Antwort gestanden.

Fragen, von denen du noch nichtmal wusstest, dass du die Antworten wissen willst.

Ich könnte jetzt eine Triggerwarnung machen, finde ich aber ehrlich gesagt albern. Dieser Blog geht um das Thema Tod, Trauerbewältigung und wie du mit deinem Schmerz umgehst. Der ganze Blog braucht eine Triggerwarnung. Haha.

Aber nun zu den wirklich wichtigen Fragen aus meinem Interview mit einer Bestatterin.

Alles rund um den Tod und die Bestattung:

Gibt es noch die sogenannte Totenwache? Was ist Totenwache und wie kann man diese in unserer Zeit umsetzen?

Die Totenwache ist ein Trauerritual, bei dem die Angehörigen am Sarg oder am aufgebahrten Leichnam wachen, ursprünglich meist die Nacht vor der Beerdigung. Es wurde erzählt, geweint, gelacht, man war sich und dem Verstorbenen nah. Dieses Ritual ist eine Würdigung des Verstorbenen.

Es gibt noch einzelne Menschen, die dies praktizieren. Leider gibt uns die Gesetzgebung nicht viel Spielraum für die Totenwache. Ein Leichnam darf nur 36 Stunden nach dem Tod zu Hause bleiben. Dann muss er in eine Kühlung gebracht werden.

Schwieriger wird es, wenn ein Mensch in einer klinischen Einrichtung verstirbt. Es gibt in den wenigsten Pflegeheimen die Möglichkeit, nach dem Versterben Abschied zu nehmen. Wir als Bestatter müssen meist die Verstorbenen so schnell wie möglich abholen.

In Krankenhäusern gibt es oft Abschiedsräume. Meiner Erfahrung nach werden diese jedoch so gut wie nicht genutzt.

Hat ein Bestatter einen Abschiedsraum, dann kann dort Abschied genommen, bzw. Totenwache gehalten werden, so lange man möchte.

Kann man jemanden, der im Krankenhaus verstorben ist, mit nach Hause nehmen, damit er nochmal nach Hause kommt?

Ja, das ist möglich. Allerdings darf das nur der Bestatter tun. Und er muss sehr schnell sein, denn die 36 Stunden dürfen trotzdem nicht überschritten werden.

Wir machen das gerne und bieten es explizit an. Für viele Menschen ist es allerdings ein ungewohnter Gedanke, seinen Verstorbenen noch einmal zu Hause zu haben.

Wie geht das vonstatten?

Wir als Bestatter holen den Verstorbenen mit der Trage im Krankenhaus ab und bringen ihn nach Hause. Dort versorgen wir ihn oder sie – entweder gemeinsam mit den Angehörigen, oder alleine im Namen der Familie. Wir betten den Verstorbenen in den Sarg und richten alles schön her. Wenn es nicht möglich ist, den Verstorbenen im Sarg später aus dem Haus zu tragen, betten wir ihn auf ein Bett o.ä. (2. Stock und kein Aufzug, zu enge Wege).

Dann können die Angehörigen Abschied nehmen.

Wie lange er oder sie daheim bleiben können, hängt wieder von der bereits verstrichenen Zeit ab.

(Wir holen nicht mitten in der Nacht ab, wenn die 36 Stunden da enden. Dann holen wir den Verstorbenen am nächsten Tag ab.)

Kann man den Bestatter noch einmal wechseln, wenn man sich nicht aufgehoben fühlt?

Ja. In Deutschland gilt die freie Bestatterwahl. Man kann den Bestatter also jederzeit wechseln, wenn man sich nicht wohl fühlt. Dabei gilt es, den abgeschlossenen Auftrag genau durchzulesen. Eventuell fordert der Bestatter eine „Strafgebühr“, wenn man den Vertrag vorzeitig auflöst (das machen eher die Bestatter, bei denen man sich dann auch nicht so wohl fühlt).

Man bekommt eine Rechnung von diesem Bestatter für die Leistungen, die er bis zum Zeitpunkt der Vertragsauflösung erbracht hat.

Kann ich die Lieblingskleidung des Verstorbenen für den Sarg bereitstellen?

Selbstverständlich. Es gibt fast keine Einschränkungen. Im Krematorium sehen sie allerdings Lederkombis nicht gerne, da diese schwerer brennen. Ansonsten kann man alles anziehen (lassen). Auch die Lieblingsdecke oder das eigene Kissen kann verwendet werden.

Gibt es Grabbeigaben?

Ja. Man kann mitgeben, was einem wichtig ist – entweder in den Sarg oder auch in das Grab.

Was geben Menschen gerne dem Sarg bei?

Kinder geben oft selbst gemalte Bilder oder gebastelte Sachen mit. Oder auch ein Kuscheltier.

Die meisten Beigaben sind Blumen, Schmuck, ein Rosenkranz oder ein Kreuz.

Grundsätzlich sind es einfach persönliche Dinge, die dem Verstorbenen wichtig waren, oder die man ihnen auf ihrem letzten irdischen Weg, auf den Weg zum Übergang mitgeben möchte.

Geben Hinterbliebene oft Dinge bei der Beerdigung mit zur Urne?

Das kommt seltener vor als Sargbeigaben. Wir machen bei den Trauerfeiern manchmal ein Ritual mit Edelsteinen, die dann der Urne im Grab beigegeben werden. Auch Bilder oder Briefe können noch in die Urne oder ins Urnengrab gegeben werden. Allerdings ist nicht viel Platz.

Wir hatten einmal eine Verstorbene, die eine tolle Künstlerin war. Eine ihrer Techniken war das Herstellen von Kunstwerken aus Knöpfen. Ihre Urne wurde in einer Urnenwand beigesetzt. Vor die Öffnung stellten wir einen Korb mit ihren gesammelten Knöpfen. Jeder Trauergast durfte einen Knopf für die Verstorbene aussuchen und in das Urnenfach zur Urne legen. Wer wollte, durfte zusätzlich für sich selbst einen Knopf als Erinnerung aussuchen.

So wurde das Fach in der Urnenwand zu einer richtigen Schatzkammer.

Wie individuell kann ich ein Grab gestalten, oder anders: was darf man nicht machen?

Bei der Bepflanzung gibt es meistens keine Vorgaben. Ich habe außer der üblichen Grabbepflanzung schon eine kleine bunte Blumenwiese gesehen, ein richtiges Staudenbeet oder Kräuter. Das Pflanzen von groß werdenden Bäumen ist nicht sinnvoll.

Beim Grabstein oder Grabmal sind die Bedingungen in den Friedhofssatzungen festgelegt. Jeder Friedhof hat seine eigenen Regeln. Da kann man keine allgemeine Auskunft geben. Ausnahmeanträge können meist gestellt werden – ob diese aber Erfolg haben, hängt von den jeweiligen Sachbearbeitern ab …

Kann ich den Verstorbenen im Bestattungsinstitut mit waschen?

Das ist grundsätzlich möglich. Wir bieten es immer an. Da wir keinen Versorgungsraum haben, waschen und kleiden wir die Verstorbenen entweder am Sterbeort oder im Krematorium. Die Angehörigen können selbstverständlich dabei sein und so viel oder wenig machen, wie sie möchten. Ich mache das immer nach meinem Grundsatz: Man darf alles, man muss nichts machen. Es gibt auch Angehörige, die ihren Verstorbenen ohne uns versorgen. Meistens sind dies Leute, die in der Pflege arbeiten und wissen, wie man jemanden wäscht und anzieht, ohne dass dieser mithilft.

Wenn es sich um ein Unfallopfer handelt oder der Leichnam in irgendeiner Weise schlimm aussieht, kümmern wir uns vorher darum.

Der Intimbereich wird natürlich auch gereinigt und frische Windeln oder Einlagen angelegt. Oft wollen die Angehörigen dies nicht selbst machen oder gar nicht dabei sein.

Wie gesagt: Man darf alles, man muss nichts …

Gibt es ein Verzeichnis mit den „coolen Bestattern“ wie dir, damit ich auch in meiner Nähe einen Kontakt für den Ernstfall habe?

Das gibt es meines Wissens nicht. Nach welchen Kriterien sollte ein Bestatter auf diese Liste kommen …

Es ist sinnvoll, wenn man sich umschaut und -hört. Dann kann man einen Bestatter aussuchen, der einem sympathisch ist und dort eine Bestattungsvorsorge abschließen.

Kann man Asche von dem Verstorbenen bekommen? Wenn nein, welche Möglichkeiten gibt es dennoch?

Die Asche darf man nur aus dem Krematorium abholen, wenn man eine Urnenanforderung des Friedhofsamtes hat, wo die Asche beigesetzt werden soll. Wenn man die Asche nicht beisetzen möchte, sondern behalten, muss man über das Ausland gehen.

Es gibt da beispielsweise die „Oase der Ewigkeit“, ein Schweizer Bestattungsunternehmen in Beatenberg. In der Schweiz herrscht kein Friedhofszwang. Diese Unternehmen hat sogar inzwischen eine deutsche Dependance in Grevenbroich. Da gibt es die Funktion „Zurück in die Heimat“. Die Angehörigen bezahlen eine Gebühr (etwas über 400 Euro). Wir als Bestatter stellen eine von diesem Unternehmen vorgefertigte Urnenanforderung aus und dürfen die Asche ganz offiziell an die Angehörigen übergeben. Was diese dann mit der Asche machen, ist nicht mehr unsere Sache …

Bleibt die Frage, ob man einen kleinen Teil der Asche eines Verstorbenen bekommen kann.

Grundsätzlich gilt in Deutschland, dass keine Asche entnommen werden darf. Dies wird als „Störung der Totenruhe“ geahndet. So steht es in den Bestattungsgesetzen aller Bundesländer(Bestattungsgesetz ist Ländergesetz). Die Begründung: Von einem Leichnam entnimmt man auch keine Körperteile.

Was passiert mit der Asche im Krematorium, die nicht in die Urne passt?

Die Aschekapseln, in die die Asche im Krematorium gefüllt wird, sind groß genug. So viel Asche kann ein Leichnam plus Sarg gar nicht werden, dass das nicht mehr ausreichen würde.

Allerdings haben viele Menschen Prothesen oder Platten usw. von Operationen in sich. Wenn sie nicht so groß sind, werden sie ebenfalls in die Aschekapsel gegeben. Lange Marknägel beispielsweise sind zu groß. Diese werden im Krematorium gesammelt und mit anderen sterblichen Überresten in ein Sammelgrab beigesetzt.

Was passiert mit dem Sarg/der Asche des Toten, wenn das Grab abgelaufen ist?

Die Überreste werden geborgen und gesammelt. Ein- oder mehrmals im Jahr (je nach Frequentierung des Friedhofs) werden diese in einem Sammelgrab beigesetzt, wo sie für immer bleiben.

Was ist deine Erfahrung: wie hoch ist der Prozentsatz, wo Hinterbliebene beim eigentlichen Akt des Sterbens nicht dabei waren?

Das ist sehr schwer zu sagen. Ich würde sagen, es ist so halb-halb. In der Corona-Zeit war es natürlich anders, weil da die Angehörigen meistens nicht zu ihren Sterbenden durften. Ich habe das Gefühl, dass dadurch bei vielen Menschen das Bewusstsein wieder gestiegen ist, wie wichtig es ist, einen lieben Menschen beim Sterben zu begleiten.

Manche Menschen können dies nicht, sind aber dankbar, wenn ein Sterbebegleiter oder die Mitarbeiter beispielsweise im Hospiz den Akt des Sterbens begleiten.

Grundsätzlich gilt:

Ein guter Bestatter bietet alle Möglichkeiten für die individuellen Bedürfnisse an.

Wenn nicht – einfach nachfragen. Wer gut über die Möglichkeiten in der Bestattung informiert ist, weiß, was man nachfragen kann.

danaheidrich.com/.well-known/apple-developer-merchantid-domain-association