Früh ist es noch etwas kühl, also frühstücken wir geschwind mit Steffens Eltern und Steffen fragt seine Mama, ob sie noch Migränetabletten hat. Leider hat er alle Tabletten von Ihr bereits nach Berlin mitgenommen und schon aufgebraucht, da er in letzter Zeit öfter Migräne hatte. Später werde ich erfahren, dass das schon die Auswirkungen des wachsenden Krebses waren.
Also muss er halt die doppelte Menge Dolormin für die Schmerzen nehmen und hoffen, dass die wirken. Ich werde heute Mittag meine Knochen- und Schmerzärztin, wo auch Steffen in Behandlung ist, nach einem weiteren Rezept fragen.
Wir fahren los, verabschieden uns von den Eltern, Steffen drückt seine Mama extrafest, aber glücklicherweise werden seine Eltern ihn an diesem Wochenende in der Charité bei der Chemo besuchen, also ist der Abschied glücklicherweise nicht für so lange.
Berlin
Wir fahren los, zurück nach Berlin, es wird schon wieder wärmer, im Minutentakt kann man auf dem Autothermometer sehen, wie es heißer wird. Man kann nur noch mit eingeschalteter Klimaanlage fahren. Eigentlich sollen wir um 12:00 Uhr in Berlin sein, da ich meinen Pilates-Termin habe, aber es finden sich immer mehr Staus auf der Autobahn. Mit hängen und würgen kommen wir 10 nach 12 an. So komme ich gerade so mit Hängen und Würgen pünktlich zum Pilates-Termin.
Steffen will derweil im Auto auf mich warten, da er sich scheut, im Wartezimmer zu sitzen. Er hält es einfach nicht aus, wenn ihn liebe Menschen auf den Krebs ansprechen und er noch nicht mal selbst darauf eine Antwort hat.
Pilates ist aktuell überlebensnotwendig für mich, da ich oder besser meine Muskeln und Sehnen hart sind, wie ein Stein.
Ich laufe offensichtlich nur noch in Abwehr- und Schockhaltung herum und meine Schultern sind ein Brett. Meine arme Lehrerin hat arg zu tun. Steffen hat sich dann doch allen Mut zusammengenommen und ist in die Praxis gegangen, um sich selbst das Migränetablettenrezept geholt und dann doch noch mal mit Frau Dr. gesprochen. Er ist natürlich sehr aufgeregt wegen der morgen beginnenden Chemo.
Nachmittags wollen wir noch Passbilder für uns und Bewerbungsbilder für mich machen, eigentlich wollen wir das mit einem Besuch bei unserem Lieblingsinder verbinden. Aber Steffen sieht schon den ganzen Tag doppelt, das Doppeltsehen zieht ungemein Energie und sorgt neben den sowieso schon vorhandenen Kopfschmerzen für noch mehr Kopfschmerzen. Also gehen wir die kurzmöglichsten Wege. Die Hitze liegt wie ein schweres, durchgeknalltes und viel zu heißes Heizkissen über der ganzen Stadt. Beim Fotografen unseres Vertrauens lassen wir uns festhalten:
Da sind sie, Max und Moritz aus der Hölle. Seht ihr den dicken Hals bei Steffen rechts. Ja, das sind alles Tumore. Schön, oder? Und gerade aus guckt er auch nicht, er sieht aus, als hätte er 3,5 auf dem Kessel.
Danach geht´s noch mal zum Inder, leider nicht zum Lieblingsinder aus vorgenannten Gründen, aber halt indisch. Die Devise lautet: Vollfressen soll sich Steffen, das Krankenhaus ist ja nicht für sein Essen berühmt. Wir sind aufgeregt, etwas wehmütig aber unendlich froh, dass jetzt etwas losgeht und er endlich behandelt wird.
hi. ich finde deinen blog sehr interessant und Lebensfroh, allerdings fällt mir auf das du viel über dich sprichst, was ja auch ok ist.teilweise aber etwas abgehoben,Chefarzt hier,Professor da, ich alleine,blue man Group, pribatversichert,gönn dir, schloss Auftrag,usw. Sehr in den Vordergrund gestellt und oft wiederholt. Schade eigentlich,wobei ich vor deinem Lebensmut und deiner Lebensfreude absolut den Hut ziehe. Diese Energie hätte ich auch gerne. Vor 20 Jahren starb mein Vater sehr sehr erbärmlich und zusehends vor sich hin vegetierend an lungenkrebs als ich gerade 10 Jahre alt war, vor zwei Jahren starb mein Stiefvater an einem asthma Anfall und ist erstickt vor den Augen meiner meiner Mutter. Zwei mal musste ich zu sehen wie meine Mutter zerbrach und jetzt selbst schwer krank ist. Wo nimmst du diese Energie her? Es vergeht kein Tag an dem ich nicht an sie denke und mich fragen warum es uns so treffen muss. Was wir verbrochen haben. Und ich komme einfach nicht hoch. irgendwie geht es aber ich möchte das es nicht nur irgendwie geht sondern gut geht mit Volldampf. Kannst du mir ein Rezept ausstellen, keine Tabletten wie alle Ärzte es versucht haben. Sondern ein Rezept für neuen Lebensmut,das ich stark sein kann für meine Mutter,meine vier jährige Tochter,meine Geschwister und mich. Kannst du das? Bitte sag ja.
Liebe Nathalie, danke für deinen Kommentar. Ich höre daraus viel Schmerz und viel Verantwortung für andere. Das ist nicht einfach. Bitte achte auf dich, du kannst nicht ewig alles geben, ohne einmal auf dich zu achten. Ich muss mein Leben und die Dinge selbst in die Hand nehmen und so ist der Blog auch formuliert, denn das kann niemand für dich tun. Wie im Flugzeug: Erst sich selbst die Sauerstoffmaske überziehen und dann den anderen. Und das ist genau das, wo ich die Energie hernehme, indem ich mir selbst die Nummer 1 bin. Ich verstehe, dass dir das aufstößt, aber das ist leider der Weg. Selbstaufgabe hat noch niemanden selbst gerettet. Alles Gute dir, Dana