Auch dieser Mittwoch startet stressfrei, ich habe den Vormittag frei und ich muss heute nur die BlueManGroup bekochen. Wir zwei haben uns längst schon wieder zusammengerauft, also kommt Steffen zum Frühstück zu mir.
Danach fahren wir seit langem endlich wieder gemeinsam in die Metro, um die Zutaten für das Essen für die BlueManGroup einzukaufen. Alles ist wie früher, früher vor 4 Monaten. Es fühlt sich bekannt aber auch komisch an. Es ist anders, weil ich gar nicht mehr mit Steffens Unterstützung in der Küche und bei der Arbeit oder gar dem Einkauf rechne und nun alles komplett alleine mache. Immer stürmt er vor, kauft etwas, was ich schon längst in den Wagen gelegt habe.
Nach dem Einkauf muss Steffen direkt zur Traditionellen Chinesischen Medizin, er hat einen Termin. Aber auch direkt nach dem Einkauf ist Steffen wieder komplett fertig und müde. Seit dem Nierenversagen hat er jeden Abend dicke Beine von der Lymphflüssigkeit, da die Niere noch nicht zu 100 % funktioniert bzw. das tut, was sie eigentlich zu tun hat.
Bei der chinesischen Ärztin angekommen ist diese sprachlos ob der Ereignisse der letzten Tage. Sie fragt Steffen: „Fühlen Sie sich stark genug für die Chemotherapie?“ , er antwortet lapidar mit „Was soll ich denn sonst machen“. Daraufhin öffnet sie eine zusätzliche Packung Akupunkturnadeln und Steffen sieht schnell aus wie ein Igel.
Ich fahre in der Zwischenzeit zur Küche und bereite das Essen zu. Die Auslieferung funktioniert auch super und als ich nach dem Buffetaufbau wieder im Fahrstuhl in die Tiefgarage stehe, lese ich auf dem Aushang der BlueManGroup, dass es ab dem nächsten Jahr kein Catering mehr für die Mitarbeiter gibt.
Ich bin geschockt und traurig und belade das Auto.
Als ich nach Hause komme, erreicht mich auch die Benachrichtigung durch die BlueManGroup selbst. Sie erklären mir das Ganze und vermissen uns schon jetzt ganz doll. Wir sie natürlich auch. Aber es muss ja immer weiter gehen.
Um so mehr ich jedoch darüber nachdenke, umso besser gefällt mir die Idee. Ich habe so viel mehr freie Nachmittage und kann meine Arbeit mehr auf Hochzeitscaterings und Großaufträge konzentrieren, die am Ende natürlich in kürzerer Zeit mehr Gewinn abwerfen.
So belohne ich mich am Abend mit einer Reisbowl mit Shitake und Räuchertofu.