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Madeira

von | Nov 10, 2023

Die Witwenreisen gehen weiter – sind sie nun der Hauptbestandteil meines Lebens geworden. Komm mit nach Madeira, der wundervollen portugiesischen Insel im Atlantik. Du kennst die Kanaren? Du wirst Madeira lieben!

Der Landeanflug ist waghalsig. Glücklicherweise sitze ich auf der linken Seite. Zwar in der Mitte der Dreiersitze, aber hey. Links neben mir ein sehr freundlicher Slowake und rechts neben mir ein kleiner dicker junger Mann. Einer von beiden pupst barbarisch. Gut, es zwingt mich, meinen Schal vor die Nase zu halten, so kann ich mich auch nicht mit Viren anstecken. Praktisch.

Zurück zum Landeanflug. Der kleine dicke junge Mann blockiert mit seinem massigen Körper das Bullauge. Ich ärgere mich. Aber wie schon Garfield sagte:

Wer sich ärgert, ärgert sich!

Und ich denke mir. Sei mutig, Dana. Sei so mutig, wie du das ständig deinen Mädels in der Community predigst. Kurzerhand nehme ich mein Handy, fange an ein Video zu machen und will es an dem kleinen dicken Jungen vorbei ans Bullauge drücken. Doch oh Wunder: Er ist auf einmal total freundlich, nimmt mir das Handy ab und drückt es während des ganzen Landeanfluges an die Scheibe. 

Nun habe ich einen Mitschnitt dieser Landung mit Blick auf die steilen und grünen Hänge. 

Was für ein Gegensatz zum Landeanflug in Zypern, wo man merkt, dass man ganz nah an Zypern, Israel und dem Libanon ist. Zypern sieht von oben einfach trocken aus. Madeira ist komplett grün und saftig. 

Schnell ist man durch den kleinen Flughafen durch, man wird behend von Wandersleut überholt. Sie sprechen alle möglichen Sprachen, haben aber alle die gleichen Klamotten an: wetterfeste Wanderkleidung, Thermoskannen, die flux mit frischem Wasser aufgefüllt werden – denn auf Madeira gibt es überall Trinkwasser aus den Leitungen – und an einem vorbei stürzen. Vorbei zum Mietwagen, welcher sie direkt zu ihrer ersten Wanderroute bringen wird. Keine Zeit zu verlieren: der Urlaub ist kurz.

 

Ich merke wieder, welches Glück ich habe, seitdem ich mein Leben so umgestellt habe, dass ich von überall aus arbeite kann ich auf die Frage „Wie lange machst du Urlaub“ mit ruhigem Gewissen sagen: „ich wohne jetzt hier“. Mein Wohnsitz ist zwar auf Zypern, aber ich kann reisen, wohin ich will. Denn ich kann und will mich derzeit einfach nicht auf einen Ort festlegen. 

Der Tod von Steffen hat mir zu klar aufgezeigt, wie schnell es zu Ende sein kann und im besten Fall habe ich lediglich noch 30 Jahre. Das ist gar nichts! Also lebe ich für die nächsten Wochen erstmal auf Madeira. Einen Monat in Funchal, der andere Monat in der Nähe von Porto Moniz. 

Beginnen wir mit 

Dana in Funchal Madeira 2023

Funchal, Hauptstadt von Madeira

Vom Flughafen kommt man ganz einfach mit dem Bus nach Madeira. Eine Bushaltestelle vor dem Flughafen und jede halbe bzw. ganze Stunde kommt ein Bus, der dich für derzeit 5 EUR (cash) mit in die Stadt nimmt. Hier ist es ganz wichtig, dass du dich auf die linke Seite setzt. So kannst du links von dir aufs Meer schauen und irgendwann auf Funchal. In wilden Serpentinen geht es hinab. Vorbei an der Teleferico, die einen wieder nach oben schraubt. Aber heute noch nicht. 

Der Bus spuckt mich mitsamt meinem Geraffel (kleiner Rollkoffer, Rucksack und einer viel zu warmen Kapuzenjacke) an der Mole aus. Wie jetzt weiter? Erst mal kurz klar kommen und das Sonnenlicht, die Wärme, die üppige Vegetation einatmen. Drei Tage Wien im Transfer haben mir schon wieder an grau gereicht. Und dabei ist Wien eine meiner liebsten Städte.  

Zurück nach Madeira. Mit meinem Handy mache ich mich mit den Busfahroptionen vertraut. Denn meine erste Unterkunft befindet sich in dem beeindruckenden

Pastel de Nata das Gebäck aus Portugal schlechthin

Hotel Monte Carlo

Dieses Hotel liegt oberhalb von Funchal mit einem bezaubernden Blick über die Bucht und umgeben vom alten Charme vergangener Zeiten.

Genau so morbide, wie ich es mag. Es atmet den Charme der alten Zeiten. Jeder Stein weiß hier Geschichte zu erzählen. Ich liebe sowas. Nicht umsonst ist Venedig eine meiner liebsten Destinationen – kann ich da nur nicht hin, weil ich da immer nur mit Steffen war. Auch ich habe immer noch meine blinden Flecken, keine Sorge.

Der Aufstieg ist steil, ich pumpe wie ein Käfer. Man, ist der Rucksack schwer! Und glücklicherweise habe ich nur das kleine Gepäck mit (habe ich glücklicherweise optimiert im letzten Reisejahr).

Und dann sehe ich es plötzlich über mir aufragen und ich stelle mal wieder fest: „Alles richtig gemacht, Dana“. 

Man muss öfter etwas wagen, um belohnt zu werden. Denn nur die Mutigen werden mit Glück belohnt. Lösche den Satz: „wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um“, denn mir ist auf meinen Reisen noch nie etwas passiert, außer großer Freude und Glück.

Trau dich, Liebes!

Hotel Monte Carlo Funchal

Natürlich habe ich auf Googl die Bewertungen vom Hotel vorher gelesen und sie versprachen nichts Gutes. Gute Vorbereitung ist alles.

Aber wenn ich etwas will, will ich das. Und wenn ich mir etwas vorstelle, wie es sein soll, dann wird es auch so sein. Den Rest glättet dann meine weichzeichnender rosaroter Filter, welchen ich einfach im Geiste über alles legen kann:

Seit Steffens Tod kann einfach nichts mehr schlimm sein. Alles ist besser. Sogar ein stockig riechendes Hotelzimmer mit einem Frühstück, was qualitativ zum Himmel schreit. Denn hey: ich lebe noch, ich darf das alles sehen. Steffen nicht mehr. 

Das Frühstück holt mich direkt in die bittere Realität zurück. So bitter, wie der Kaffee, denn mit diesem kann man ganz sicher Fahrradspeichen entrosten (du siehst, alles kann man für etwas sinnvoll nutzen).  Der Rest vom Frühstück lässt auch zu wünschen übrig. Statt Bacon gibt es hier diesen Formschinken, denn es hier überall dazu gibt, einfach gebraten dazu. Ich verzichte auf das Angebot, hier zu dinieren.

Aber der Blick! Und die Inhaber sind unfassbar lieb und das Glas Rotwein schmeckt auf der Terrasse oberhalb von Funchal wunderbar und kostet nur 3,50 EUR. Gekauft.  

Blick vom Hotel am Morgen
Zimmer im Hotel Monte Carlo

Abends laufen unter lautem Hupen die Kreuzfahrtschiffe aus und spielen ihre jeweilige Auslaufhymne. Kleinere Segelschiffe laufen ein. Beeindruckend.

Alles wird besser, wenn man sinnlos aufs Meer gucken kann. 

Im zweiten Stock, wo ich wohne, gibt es kein WiFi. Das ist von Nachteil, wenn man digital arbeitet.

Also laufe ich hinunter in die Stadt zum hiesigen Mobilfunkanbieter Meo (bedeutet Hand, nicht Katzen-Miau) und kaufe mir kurzerhand eine Sim-Karte mit unbegrenztem Datenvolumen und halte so meine Calls in der Trauercommunity ab. Geht doch. 

Doch irgendwann bekomme ich Hunger und hier oben gibt es kein Restaurant. Das Essen im Hotel will ich nicht wagen. Also gehe ich ins

Museu da Quinta das Cruzes

Das befindet sich auf ungefähr derselben Höhe wie mein Hotel und es gibt dort eine Cafeteria. Schnell noch das wunderbare Museum für 3 EUR angeschaut und ab geht’s zu einem Snack.

Unnötiges Halbwissen: Der letzte Kaiser von Österreich, Karl der 1., hat hier mit seiner Zita im Exil gewohnt, bis er 1922 an der spanischen Grippe gestorben ist.

Das Café bietet einen unglaublichen Blick über den Hafen und ist definitiv ein Geheimtipp. Der Service ist aufmerksam und es gibt einen Nachmittagstee mit Scones und Sandwiches, ganz genau so wie in der guten alten britischen Zeit. 

Wenigstens liegen hier auch Katzen rum, auch wenn sie sich nicht streicheln lassen, sie existieren zumindest.

Stadtzentrum Funchal

Tage später kommt mein Freund an und wir beziehen gemeinsam ein Apartment im Zentrum der Stadt. Hier ist es nun laut und quirlig. Der Supermarkt ist nur einen Katzensprung entfernt und es gibt den hiesigen Gemüsemarkt auch gleich ums Eck. Und ich sage dir! Das Obst! Das Gemüse! 

Ich bin ja eher Team Gemüse. Immer wenn ich Obst in Deutschland esse, ist es nicht reif, es ist hart, es schmeckt nach nichts oder es ist sofort mehlig und dann schimmlig. Wie auch immer, man ist ständig enttäuscht. Doch ich liebe die Märkte in südlichen Gefilden und schon mit Steffen musste ich immer als erstes in die Supermärkte oder auf die Gemüsemärkte. Da kannst du am einfachsten das Sentiment der Menschen aufnehmen, lernst die saisonalen Produkte kennen und kommst schnell ins Gespräch. Also ab in den

Ananasbanane die Frucht der Monstera im Jardin du Monte

Mercado dos Lavradores

Doch hier ist alles so süß, so saftig, so schmackhaft! Es gibt sechs (6) Sorten verschiedene Maracuja! Und wusstest du, dass die Monstera (ja, die Pflanze, die deine Mutti im Wohnzimmer hatte) Früchte haben kann? Aber nur auf Madeira. Und man kann diese essen! Sie heißt Ananasbanane und sieht genauso aus und schmeckt auch so. Crazy. Ich bekomme irgendwann ob der ganzen Fülle Schnappatmung. Der Typ muss mich aus dem Gemüsemarkt zu einem therapeutischen Bier geleiten. 

Wieder einmal beglückwünsche ich mich zu meiner Fähigkeit, kochen zu können, da das portugiesische Essen hier jetzt nicht unbedingt so der Knaller ist, die Zutaten jedoch schon. Also gehts ab mit den Einkäufen nach Hause, denn es gibt einen kleinen Küchenteil.

In den nächsten Tagen, an denen wir hauptsächlich arbeiten, ist es gut, wenn irgendwas Leckeres auf dem Herd gockert. Wer von zu Hause aus arbeitet, und ja, dieses Apartment ist für die nächsten Wochen mein Zuhause, braucht gesunde und abwechslungsreiche Küche und hier gibt es einfach alle Zutaten in der besten Qualität dafür. 

Aber jeden Montag nehme ich mir frei und entdecke irgendetwas auf der Insel. Das ist auch der Grund, warum ich mittlerweile immer so lange irgendwo verbringe:

Sonnenuntergang am Hafen von Funchal

Jardim Monte Palace Madeira und Jardim Botânico da Madeira

Hoch über der Stadt thronen diese beiden wunderbaren Ausflugsziele. Ich weiß nicht, ob ich sie so sehr liebe, weil ich älter werde und einfach begonnen habe, Schönheit zu schätzen oder weil es einfach traumhaft da ist?

Kombination

Wenn du direkt auf Wolke 7 sein willst, kombinierst du die beiden Ausflugsziele. Obwohl es sich immer empfiehlt, ganz früh morgens 9:00 Uhr (botanischer Garten) oder 9:30 Uhr (Monte Palace) da zu sein. Denn dann bist du noch relativ allein und das Morgenlicht ist unschlagbar.

Die beiden Gärten verbindet eine Seilbahn, die dich sicher für ca. 9 EUR über eine Schlucht hoch über Madeira führt. Beeindruckend.  

Jardim Monte Palace Madeira

Dieser traumhafte Garten ist um eine große Villa, die später ein Hotel war, herum angelegt. Diese Anlage ist so schön, als hätte ein Mädchen ihre Traumburg imaginiert. Kennst du den Märchenfilm „Das singende, klingende Bäumchen“? Der Film hat mich als Kind unheimlich beeindruckt. Und genau so hat es sich für mich in diesem Garten angefühlt.

Komme zeitig und bringe Zeit mit!

Jardim Monte Palace Madeira

Schmale Wege, Treppen und Brücken führen dich durch die reiche Pflanzenwelt, Wasserfälle plätschern, ein japanischer Garten ist angelegt. 

Überall gibt es Miradores – das sind Ausichtsplattformen, von denen du aus von hier oben die Sicht auf Funchal genießen kannst. Atemberaubend. 

Jardim Botanico

Eine Woche später fahre ich mit dem Bus für 1,95 Eur – die kannst du direkt beim Busfahrer bezahlen, es gibt aber auch Tageskarten – hoch zum Botanischen Garten. 

Schon die Fahrt ist Abenteuer. Die Busfahrer kennen weder Tod noch Teufel, in ordentlicher Geschwindigkeit fetzen sie die engen Gassen nach oben, hoch zum Botanischen Garten.

Dort angekommen, zahle ich schnell den Eintritt und bin drin. Ich genieße den Blick wie hier auf dem Foto. Hier kann man wunderbar all die verrückten Pflanzen genießen. 

Gleichzeitig bin ich jedoch auch auf der Flucht vor den Reisegruppen, die die Kreuzfahrtschiffe regelmäßig ausstoßen. 

Diese Flucht führt mich immer höher den Berg hinauf. Hinauf zu dem höchsten Ausgang. 

jardim Botanico in Madeira

Hier sehe ich endlich die Seilbahn, die über eine Schlucht den Berg hinaufführt. 

Wo geht die hin? Ich frage die Kassiererin am Ausgang. Nach „Monte“ sagt sie. 

Ach was, direkt hinüber zum Jardim Monte Palace. Sie fordert mich auf, nachzuschauen, dann kann ich wieder zurück in den Botanischen Garten.

Seilbahn nach Monte

Keine Schlange, keine Menschen. Ich bin zu früh. Ein Impuls zwingt mich, sofort ein Ticket für die Seilbahn zu kaufen.

Die Gondel kommt an und ich springe direkt hinein. Eine Gondel nur für mich! Ein Traum! 

Was bin ich doch für ein Glückspilz, denke ich mir und fahre nach oben.

Oben angekommen gönne ich mir einen Milchkaffee und eine Waffel mit Eis. Währenddessen blicke ich auf die Seilbahn, die vom Jardim Monte Palace nach unten nach Funchal führt. Das ist auch eine schöne Alternative wieder in die Stadt zu kommen. 

Doch ich will mir noch die Kirche oberhalb anschauen und die Schlangen vom Toboggan, einem Touri-Ding, ansehen. 

Hier kann man in Holzkisten die Straße herunterrutschen. Das ist sicher witzig, doch irgendwie schrecken mich diese Dinge ab: die Verkäufer sind gestresst, man muss in der Schlange stehen, die aktuell eine Wartezeit von 1,5 h hat. Sehe ich nicht ein.

Im botanischen Garten von Madeira

Schaue hier ab und an weiter vorbei, der Beitrag wird immer weiter vervollständigt, solange ich hier bin 🙂

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