
Trauerminen und Trigger: Warum sie dich treffen und was hilft
In diesem Blogbeitrag geht es um Trauerminen und Trauertrigger. Plötzliche Auslöser von Trauer, die dich auf den Boden der Tatsache werfen. Finde hier alles was hilft, was du dagegen tun kannst und wie du eine spontane Trauerattacke überstehst.
Ich weiß noch damals. Monate nach Steffens Tod. Ich wollte mich auf meine erste Reise begeben und brauchte meinen großen Koffer. Ich hieve ihn hervor. Warum zur Hölle ist der so schwer? Ich wuchte ihn auf den Boden und öffne die Schnallen. Der Koffer ploppt auf und mit ihm eine besonders mächtige Trauermine:
Diesen Koffer hatten Steffen und ich zu unserem Besuch in Bremen bei unseren Freunden mit. Nur fünf Tage später war Steffen tot. Den Koffer hatte ich damals nur zur Seite gestellt und dann vergessen. Doch hier in der Trauermine lagen seine kuscheligen Hausschuhe, getragene T-Shirts, Geschenke für uns und sein Pullover. Mein Herz riss auf und blutete tausende Tränen. Der Tag war gelaufen.
Trauer ist eine Achterbahnfahrt voller unerwarteter Emotionen und plötzlicher Erinnerungsschübe. Selbst wenn man denkt, die intensivsten Wellen der Trauer bereits überstanden zu haben, können sogenannte Trauerminen und Trigger wie aus dem Nichts auftauchen und einen unvermittelt in gefühlsintensive Momente stürzen. In diesem Artikel möchte ich nicht nur erklären, was es mit diesen Trauerminen und Triggern auf sich hat, sondern auch Wege aufzeigen, wie ihr mit ihnen umgehen könnt, damit der Schmerz nicht Überhand gewinnt.
Die Schallplatte
Es war ein ganz gewöhnlicher Samstagmorgen, als ich beschloss, auf dem Flohmarkt in meinem Berliner Kiez zu schlendern. Die Sonne schien, die Luft war klar, und die Hoffnung auf den Fund einer lesenswerten Rarität beflügelte meine Schritte. Doch dann, zwischen all den wunderlichen und merkwürdigen Dingen, erblickte ich eine alte Schallplatte von Royksöpp – genau die, die Steffen und ich einst rauf und runter gehört hatten. Es war, als hätte ich wieder den ersten Akkord unseres Lieblingsliedes vernommen. Ein flüchtiger Blick verwandelte den sonnigen Morgen unvermittelt in einen tränenschweren Moment der Erinnerung. Meine Knie wurden weich, und ich fühlte, wie die Traurigkeit mich einholte. Das war meine Trauermine an diesem Tag. Ich weinte den ganzen Heimweg auf meinem Fahrrad.
Was sind Trauerminen und Trauertrigger?
Trauerminen und Trigger sind unberechenbare Auslöser deiner Trauer, die oft intensive Trauergefühle hervorrufen. Anders gesagt: Sie sind wie emotionale Stolperdrähte, die überall lauern können.
Aber lass uns das ein wenig aufdröseln:
Arten von Trauertriggern
Erinnerungen
Diese können durch Fotos, Orte oder bestimmte Gegenstände hervorgerufen werden, die eine enge Verbindung zur verstorbenen Person haben. Sie verleihen manchmal das Gefühl, als würde man direkt in die Vergangenheit zurückkatapultiert.
Jahrestage
Geburtstage, Todestage oder andere bedeutsame Daten können schwere Erinnerungen wachrufen und werden oft von einem melancholischen Gefühl begleitet.
Sinneseindrücke
Manchmal reicht der Duft eines bestimmten Parfums, das Geräusch einer vertrauten Melodie oder der Geschmack eines Lieblingsessens aus, um uns vollständig aus dem Hier und Jetzt zu reißen.
Situationen
Denk an Ereignisse oder Aktivitäten, die du einst regelmäßig geteilt hast. Diese können eine starke emotionale Reaktion hervorrufen, häufig wenn man etwas allein erleben muss, was einst zu zweit geteilt wurde.
Trauertrigger sind ebenso individuell wie unvorhersehbar und können auch lange nach dem Verlust noch intensiv sein. Es sind meist Erfahrungen, die du nicht so oft erlebst. Deswegen trifft es dich unvorbereitet.
Die gute Nachricht ist, genauso wie mit Minen als solchem ist: Einmal ausgelöst, werden sie beim zweiten Mal nicht noch mal mit solch einer Wucht explodieren. Trauerminen und Trigger treffen nur beim ersten Mal heftig.
Und da du natürlich nicht vorher wissen kannst, wo eine lauert, kannst du sie auch nicht umgehen. Damit du mit dem nächsten Trauertrigger besser umgehen kannst findest du hier
Was hilft dir bei Trauertriggern?
Hier sind einige bewährte Lösungsansätze, die dir helfen können, besser mit Trauerminen und Triggern umzugehen:
Akzeptanz
Der erste Schritt besteht darin, sich selbst einzugestehen, dass diese Trigger normal sind und tatsächlich zur Trauer gehören. Der Versuch, sie zu ignorieren oder wegzuschieben, kann zu einer Verstärkung der emotionalen Belastung führen. Wenn du die ganze Zeit Angst hast, auf eine Trauermine zu treten, beschränkst du deinen Lebensradius und damit deinen Trauerfortschritt.
Es ist ein bisschen wie bei dem alten Windows-Computerspiel Minesweeper, du erinnerst dich noch? Wenn die Mine einmal hochgegangen ist und vielleicht noch andere gezündet hat, war es das erstmal für ne lange Weile.
Selbstfürsorge
Nimm dir Zeit für all die Gefühle die hochkommen. Es ist ok, zu weinen und zu leiden. Es ist genau so ok, zu lachen und albern zu sein. Du musst nicht für die anderen wieder schnell „normal“ werden. Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele verschiedene Gefühle man in nur einer Minute der Trauer durchleben kann. Ist ein bisschen wie in einer Pubertät aus der Hölle. Egal ob durch Meditation, Spaziergänge, Kunst, Tanz oder das Führen eines Tagebuchs – lass deinen Gefühlen Raum für Ausdruck.
Unterstützung suchen
Sprich mit Freunden oder Trauergruppen darüber. Erzähl deiner besten Freundin, was dir gerade passiert ist. Manchmal reicht es aus, die Dinge laut auszusprechen, um sich ein bisschen leichter zu fühlen. Alle Dinge verlieren im Austausch ihren Schrecken, denn manchmal können deine eigenen Gedanken dein größter Feind sein.
Tröstende Rituale entwickeln
Finde positive Wege, die Erinnerungen zu bewahren, wie das Erstellen eines „Erinnerungsaltars“ oder das Schreiben von Briefen an die verstorbene Person. Dort kannst du die frisch gefundenen Trauerminen aufstellen und sie verlieren somit ihren Schrecken.
Was dir jetzt auch noch helfen kann:
Mach dir keine Sorgen, meine Liebe: Trauertrigger werden oft mit der Zeit weniger intensiv.
Für weitere Unterstützung und um das Thema der Einsamkeit in der Trauer zu adressieren, lade ich dich herzlich zu meinem Workshop ein. Hier kannst du weitere Werkzeuge kennenlernen und mit Gleichgesinnten in Austausch treten.
Besuche meinen kostenlosen Workshop, um genauer zu erfahren, wie du Trauer in dein Leben integrieren und neue Wege finden kannst.
Von der Trauermine zur Chance
Betrachte Trauerminen nicht als Stolpersteine, sondern als Gelegenheiten, liebevoll und sanft mit dir selbst umzugehen. Denn jede Trauermine ist auch eine Zeitkapsel, die dich an früher, an das davor erinnert. Deswegen tut es so furchtbar weh, ist aber gleichzeitig eine Erinnerung an eine unfassbar große Liebe. Und diese Ballung von Emotionen kann und darf einen schon mal weghauen.
Sei froh, dass du zu solchen Gefühlen fähig bist, in einer Welt, wo alle „cool“ sind.
Gemeinsam lernen wir Trauernde, diese unerwarteten emotionalen Explosionen mit Stärke und Sanftmut anzunehmen – auf dass der Schmerz sich wandeln darf, hin zu einer Erinnerung voller Liebe und Wertschätzung.