Freitag. Heute beginnt das Geburtstagswochenende, welches schon seit Monaten geplant war. Wir fahren in unsere Heimat. Aber diese Rahmenumstände hätte sich wahrlich niemand erträumen lassen.
Es ist Freitag, Steffen geht heute morgen das vorerst letzte Mal in die Ambulanz zum Blut abnehmen nach dem Nierenversagen am 08.11. Nun sind auch die Blutwerte vom Montag da.
Die Nierenwerte vom Montag, also genauer die Kreatininwerte, sind schon bei 1,4 mg/dl , ideal wären Werte zwischen 0,7 mg/dl bis 1,3 mg/dl, aber offensichtlich sind wir auf dem richtigen Weg. Am Tag der Einlieferung stand der Kreatininwert bei 4,8 mg/dl. Im Arztbrief steht über den Impact des 07.11.2018 „Nierenversagen“. Jedes Mal, wenn ich das lese, wird mir schlecht.
Als Steffen wieder zuhause ist, packen wir unseren Koffer. Heute ist auch der erste Tag seit fast 10 Tagen, an dem ich mich nach dem Schock der letzten Tage wieder fähig fühle, irgend etwas für die Arbeit zu tun. Die Buchhaltung werde ich jedoch leider auf nächste Woche verschieben müssen, da wir jetzt zu meinem Papa in die alte Heimat fahren. Nach 4 Stunden Autofahrt sind wir endlich da. Natürlich sind wir am Freitagnachmittag in den Berufsverkehr gekommen.
Zuhause bei Papa
Wir freuen uns unbändig, wieder zuhause beim Papa zu sein. Im Vergleich zum letzten Besuch im September ist es sehr kalt geworden, 2 Grad, in der Nacht gibt es sogar Minusgrade.
Papa hat den Kachelofen angeheizt. Steffen schmiegt sich an den Ofen, seinem Lieblingsplatz. Papa und ich trinken nach der langen Fahrt ein Begrüßungsbier, Steffen macht sich einen Tee. Nach wie vor sind die 3-4 l Flüssigkeit für Steffen täglich ein Muss. Wir reden, Steffen wird von Papa nachträglich zum vermaledeiten 40. Geburtstag gratuliert.
Seit Juli, seit der fürchterlichen Diagnose, haben wir keine Schaschliks mehr gemacht. Das war immer unser Ding. Bei jedem Besuch bei Papa haben wir Schaschliks gemacht.
Nun also, das erste Mal seit 4 Monaten werde ich wieder die Spieße bestücken. Ausnahmsweise natürlich. Es ist ja noch mitten in der Woche und Fleisch gibt es erst am Wochenende. Aber: Steffen hatte Geburtstag, deswegen darf Steffen auch mal am Freitag Fleisch essen. Dafür habe ich auch extra Duroc-Schwein gekauft, in der Hoffnung, es hat fast Bio-Qualität, bzw. das Schweinchen hatte wenigstens ein schönes Leben.
Steffen, dem immer noch so sehr fröstelt, steht am Kachelofen und unterhält sich mit Papa, ich bestücke die Spieße abwechselnd mit einem Stück Schweinefleisch,einer fein geschnittenen Scheibe gutem tschechischem Speck und weißen Zwiebeln. Dieser Speck ist so unglaublich lecker, er ist nur noch mit dem italienischen Lardo zu vergleichen. Er ist so fein gereift, dass er einem auf der Zunge zerfließt. Das Schweinefleisch habe ich vorher mit Pfeffer, Salz, Knoblauch, etwas Zitronenabrieb und Olivenöl mariniert.
Papa und ich gehen hinaus in die Kälte, heizen den Grill an und legen die Spieße auf. Steffen ist das zu kalt, er macht jetzt dafür die Indoor-Küchendinge: Tisch decken, einen Salat aus Radieschen und Spitzkohl und den Gasherd zum Warmhalten der Schaschliks vorheizen. Papa und ich stehen draußen im eisigen Ostwind und grillen die Schaschliks, trinken Bier und genießen die klare, kalte Winterluft. Am Himmel funkeln die Sterne. Und wir genießen, dass wir hier sein können, beim Papa sein können, dass es Steffen gut geht. Achtsamkeit. Demut.
Die Schaschliks sind wunderbar zart und lecker, da das Fleisch eine leichte Fettmaserung hatte. Das Holzkohlearoma in Verbindung mit dem Knoblauch und dem Hauch Zitrone ist perfekt. Der Krautsalat passt wunderbar. Dazu gibt es eine auf dem Grill geröstete Graubrotschnitte mit Butter und Salz. Es ist so lecker!
Wir reden zusammen über alles, was in den letzten Tagen passiert ist. Ein schöner, perfekter Abend.