Heute kommt Steffen endlich wieder aus dem Krankenhaus. Es waren zwar nur zwei Nächte ohne Steffen, das ist aber immer noch zu viel.

Der Morgen startet noch angenehm kühl. Ich hole ihn um 8:00 Uhr früh ab, er steht schon im Abholrondell des Krankenhauses.

Morgen habe ich ein erstes großes Hochzeitscatering mit 70 Personen allein auf unserem Lieblingsschloss in Kröchlendorff zu bewältigen – übrigens, wir haben selbst da im November 2014 geheiratet:

Ich bitte Steffen, mich beim Einkauf für das Hochzeitscatering für den Folgetag in die Metro zu begleiten. Ich schiebe den ganzen Morgen schon diesen Einkauf vor mir her, normalerweise ist die stressfreieste Einkaufszeit in der Metro morgens zwischen 5:00 und 6:00 Uhr und dann kaufe ich für gewöhnlich auch da ein. Da ich aber großen Respekt davor habe, diesen Großeinkauf das erste Mal allein zu bewältigen, schiebe ich diesen bis jetzt auf.

Normalerweise benötigen wir für diese Volumen zu zweit fast eine Stunde, um alles zusammen zu suchen, da man nichts vergessen darf. Es gibt vor Ort in der Uckermark kaum Möglichkeiten, Dinge noch nachzukaufen, die man vergessen hat.

Jeder Schritt, den wir bis jetzt seit 10 Jahren immer gemeinsam gemacht haben, der so selbstverständlich schien und dadurch auch manchmal genervt hat, ist nun so fürchterlich schwer und in der Rückblende so süß. Natürlich sagt mir Steffen Hilfe zu, er versteht mich komplett, er kommt auch mit in die Metro, um dann festzustellen, dass ihm nach 100 m und dem künstlichen Licht schon wieder schwindlig wird.

An solchen Momenten sieht man, wie fragil sein Körperzustand geworden ist. Dass diese Krankenhausaufenthalte enorm schlauchen. Man liegt im Krankenhausbett und denkt sich, hui, das ist ja alles voll easy, mir geht´s doch gut, ich kann selbstständig bis zur Toilette gehen. Aber die Realität zeigt Dir dann erbarmungslos spätestens vor der Tür Deine Schwäche.

Ich bitte ihn, sich einfach nur am Wagengriff festzuhalten und wir managen so in Ruhe den Einkauf. Alles wird in Thermoboxen gepackt und ins Auto gehievt. Thermoboxen sind unerlässlich bei dieser nicht enden wollenden Hitze in diesem Sommer. Das Auto belade ich auch selbst. Es ist ein Wunder, wie mein schon seit Jahren kaputter Körper (Schilddrüse/zweifacher Bandscheibenvorfall), das alles wegsteckt. Pilates sei Dank! Einmal die Woche lass ich mich wieder gerade biegen.

In der Küche lasse ich Steffen im Innenhof unter dem Walnussbaum sitzen. Die letzten Male haben gezeigt, dass der Aufenthalt in der Küche psychisch zu belastend ist. Ständig aufgezeigt zu bekommen, dass nichts mehr ist wie vorher, ist elend und schmerzt.

Schnell packe ich die Waren entsprechend in die Kühlschränke um und wir springen ins Auto. Weil wir Hunger haben, schießen wir uns ein schnelles Mittagessen, ein Knusperhühnchen beim Türken mit lecker Fladenbrot und machen gemeinsam Mittagsschlaf.

Und nun das Wunder des Tages: Abends um 23:00 Uhr kommt meine liebe Freundin mit ihrem neuen Freund extra aus Wien gefahren, um mich bei dem morgigen Hochzeitscatering zu unterstützen. Was für ein Wahnsinn, nach 11 Stunden Fahrt in der Hitze, sind die beiden endlich da. Das ist Freundschaft in einer völlig neuen Dimension. Käse, Bier und Brot stehen bereit für einen schnellen Mitternachtssnack, und dann geht´s schnell ins Bettchen.

positiv:

  • Steffen ist wieder zuhause
  • Echte Freunde