30.07.2018 – 33 Grad – Tag 20
Frühzeitig am Morgen geht es heute für Steffen nüchtern zum PET Scan. PET bedeutet Positronen-Emissions-Tomographie. Nüchtern bedeutet: nichts gegessen. Was wird das Ergebnis bringen? Es wird emotional.
Wir fahren zeitig direkt nach Steglitz und finden uns in der relevanten Abteilung im Krankenhaus ein. Es ist schön klimatisiert, das ist sehr angenehm, ist es doch schon morgens halb acht draußen unerträglich warm.
Von der Krankenschwester bekommen wir als Privatpatienten neben den Anamneseunterlagen einen Wulst von weiteren Papieren für die Kostenübernahme zum unterzeichnen.
Ein Vermerk auf diesen Massen von Unterlagen für Privatpatienten macht uns stutzig.
Kleingedruckt steht da irgendwo: „wenn die Kasse die Kosten nicht übernimmt, müssen sie es selbst zahlen“. Die Rede ist hier von ca. 2.600 EUR. Mir wird mal wieder sehr, sehr schlecht, da ich die Finanzen verwalte.
Steffen wird emotional und weint und fragt mich unter Tränen: „Soll ich lieber sterben?“
Wieder ein klassischer Krankenhaus-Überschnappmechanismus. Ich versuche meinen Zweckoptimismus zu aktivieren und quetsche nur ein „nun, was nachher passiert, ist nachher, Hauptsache Du wirst wieder heil“ heraus. Täglich verabschiede ich mich immer mehr von der Idee, trotz größter Anstrengungen jemals Geld zu besitzen. Immer kommt das Schicksal oder das Finanzamt dazwischen.
Nachdem wir die Unterlagen ausgefüllt haben, sitzen wir und warten gefühlt ewig darauf, dass Steffen die Injektion des Radiopharmakons bekommt.
Irgendwann fragt Steffen die Schwester, wie lang eigentlich so ein Scan dauert und sie meint, man könne schon mit 3 Stunden rechnen. Ich überlege, ob ich da bleibe und auf Steffen warte oder nach Hause fahre. Für das Bleiben spricht die Klimatisierung der Räume, aber nach dreiwöchiger Arbeitsabstinenz habe ich Hummeln, ich muss endlich was tun. Geld verdienen. Da uns das Geld ja quasi durch die Finger rinnt.
Ich verabschiede mich von Steffen und verlasse das Krankenhaus. Am Ausgang hängt eine große Tafel mit Stellenanzeigen. Im Krankenhaus wird eine Teamassistentin für Logistik gesucht.
Ja, das kann ich, denke ich mir, während ich das Gebäude verlasse und stelle mir so ein Angestelltendasein mit geregelten Arbeitszeiten, geregeltem Geldeingang, freien Wochenenden und gesetzlicher Krankenversicherung vor. Es keimt kurz Hoffnung auf:
Während ich in das Auto steige, denke ich über weitere Alternativen nach:
Ein Blog.
Ein Blog wäre gut. Ich muss das hier alles erzählen. Vielleicht hilft es anderen in derselben Situation.
Mit neuer Energie fahre ich nach Hause und starte diesen Blog mit der Hoffnung, nebenbei etwas Geld dazu zu verdienen.
Gegen 10:00 Uhr meldet sich Steffen, er ist fertig mit dem PET-Scan.
Er fährt dann mit zwei dicken Verbänden in den Armbeugen nach dem PET-Scan direkt mit dem Bus zu sich nach Hause.
Den zweiten dicken Verband hat er deshalb, da beim ersten Einführen der Injektionsnadel der Arzt die Nadel in Steffens Arm komplett verbogen hatte und es am anderen Arm noch mal machen musste.
Unvorstellbar, was Steffen durchmachen muss!
Das Ergebnis dieses Scans wird es erst morgen geben. Und am Mittwoch, wenn Steffen seinen nächsten Termin beim Onkologen hat, wird dann alles ausgewertet.
Dann wissen wir hoffentlich mehr. Das Warten ist unerträglich.