Gibt es die Blutgräfin in Cesky Krumlov, historische WCs und andere Erkenntnisse

Cesky Krumlov

von | Sep 18, 2019

Nach einer unruhigen Nacht mit verstopfter Nase werde ich heute dennoch, zwar nur mit halber Kraft, Cesky Krumlov entdecken. Auf der Suche nach der Blutprinzessin, finde Egon Schiele und anderen obskure Dinge.

Die Nase hat mich immer noch voll im Griff. Eine Gesichtshälfte ist leicht geschwollen und sieht aus wie Shrek, sie ist nur nicht grün. Bis zum heutigen Abend habe ich bereits acht Päckchen Papiertaschentücher verbraucht.

Mein ökologischer Fußabdruck stinkt. So fängt mein Roadtrip ja gut an. Ich versuche das zu ignorieren und werde heute das Schloss in Cesky Krumlov besichtigen. Vielleicht kann ich ja das Schloßgespenst erschrecken.

Meine Unterkunft in Cesky Krumlov

Aber zu allererst möchte ich meine Unterkunft loben:

Ubitovania Zamecka schody

Direkt an der schmalen Abkürzungstreppe zur Burg gelegen, befindet sich die Unterkunft in diesem kleinen uralten Häuschen. Es hat eine wunderbare alte Balkendecke und mein Einzelzimmer ist so klein und kuschelig, ich kann also aus dem Bett ins Bad, an den Schreibtisch oder ins Treppenhaus fallen. Also, ich bin total begeistert. Laptop raus und ran an die Arbeit.

Auf die Frage des netten Rezeptionisten hin, ob ich mein Frühstück aufs Zimmer haben möchte, habe ich sofort ja gesagt. Und so bekam ich heute Morgen pünktlich um 8:00 Uhr ein Tablett mit Bohnenkaffee, Orangensaft, frischem Brot, Hörnchen, Brötchen, Wurst und Käse. Was will man den mehr?

Ich habe meinen eigenen Haustürschlüssel und kann kommen und gehen wann ich will.

Da die ganze Innenstadt von Cesky Krumlov jedoch Fußgängerzone ist, empfiehlt es sich, das Auto auf einem bewachten Parkplatz abzustellen und zur Unterkunft zu laufen. Ich bin absolut happy mit meiner Unterkunftsauswahl.

Burg in Cesky Krumlov

Gleich nach dem Aufstehen stapfe ich zur Burg hinauf, zumal ich aus meinem Bettchen den Burgturm sehe, denn jetzt will ich vom Burgturm aus auch in mein Bettchen sehen!

Vor der Burg gibt es einen Burggraben mit einem Bärenzwinger mit zwei echten Bären. Die Bären sind auch echt auf Zack und machen gar lustige Dinge.

Wenn sie dann heute Abend zurück in ihr Bärenzuhause gehen und den Pelz ablegen, werden sie tüchtig erschöpft sein.

Die Chinesen

Die zahlreichen Chinesen deswegen drehen durch und machen Fotos. Ja genau, überall sind Chinesen. Teuer gekleidet, beste Technik am Leib. Alle tragen diesen typischen Chinesen-Chic, wie ich ihn schon aus Shanghai kenne. Die Mädchen sind hübsch, viele sind operiert, teuer gekleidet in dreiviertel Röcke und große Pullover. Ich sehe keinen Unterschied mehr zwischen Chinesen und Japanern.

Die ganzen Chinesen machen, dass ich mich an unseren letzten Urlaub mit Steffen in Shanghai zurück versetzt fühle. Zumal die Souvenirshops und Fressläden bis auf den Inhalt absolut identisch denen in China sind.

In der Burg selbst muss man kurz die Gedanken zusammennehmen, denn es gibt zwei verschiedene Touren durch die Burg im Stundentakt – daher empfiehlt es sich, diese zuerst zu buchen – und dann noch ein Museum und den Burgturm zu besichtigen. Dies kann man aber machen, wie man will.

Ich entscheide mich zuerst für das Museum und dann für den Rundgang. In der Wartezeit vor dem Rundgang gönne ich mir einen Kaffee im Burgkaffee. Kaffee können sie hier in Cesky Krumlov. Die Nähe zu Österreich und damit Italien ist spürbar.

Die Blutprinzessin

Endlich beginnt 11:00 Uhr der Rundgang. Ich falle natürlich sofort negativ auf, da ich Fotos von Eleonore von Schwarzenberg machen will. Fotos machen ist verboten. Der Rundgang ist faszinierend aber auch hier gilt: keine Fotos. Schadepopade. Zumal die Einrichtung des Schlosses wirklich wunderbar ist.

Außerdem hat man hier einen bestimmt 100 m langen Brückengang zum Garten bauen lassen, damit man trockenen Fußes zum Spaziergang kommt. Und dieser Durchgang ist wunderschön anzusehen. Hell, leuchtend und irgendwie erhaben. Zu gerne hätte ich ein Foto gemacht. 

Wenn Ihr mal hier sein sollt, empfiehlt es sich definitiv, das Schloß anzusehen. Aber dennoch werdet Ihr nichts von der Vampirprinzessin erfahren.

Schade. Also widme ich mich der Kunst und gehe in die

Egon Schiele Exhibition

Auch das ist wieder etwas teurer, aber es ist niemand im Museum. Das finde ich gut. Es ist gerade Mittagszeit und Menschenhorden marodieren durch die engen Gassen auf der Suche nach teurem Essen. Die Chinesen trudeln in dem einzigen chinesischen Restaurant am Platze ein. Mich würde mal interessieren, was sie zu unseren chinesischen Varianten ihres Essens sagen.

Zurück zum Museum: in den unteren Etagen ist eine aktuelle Kunstausstellung mit zeitgenössischer Kunst. Die oberste Etage ist komplett Egon Schiele gewidmet. Ich raste mich vor einer Dokumentation ein. Als seine Aktbilder erklärt werden, stolpern halbstarke Jungmenschen in den Raum. Das ist mir etwas unangenehm aber ich sitze das aus.

Und was haben wir heute gelernt?

Perspektive

Egon Schiele hat seine Bilder von einer Leiter aus gemalt, seine Modelle lagen unter ihm auf einer Matratze – deswegen die Schiele-typische Perspektive

Cesky Krumlov

Egon Schiele ist an der Piefigkeit von Cesky Krumlov gescheitert, da die Anwohner seine Nacktbilder anstößig fanden und seine Künstlerkollegen, die zu Besuch waren, sahen zu verrückt aus. Obendrein lud er Kinder in sein Atelier ein, die dadurch angeblich Zugang zu seinen Nacktbildern hatten. Deswegen musste er sich dem Vorwurf der Pornographie stellen und wurde deswegen verhaftet.

Egon Schieles Tod

Hals über Kopf zog er wieder zurück nach Wien, wo sich die Menschen nicht weiter um ihn kümmerten und er leben konnte, wie er wollte (wie jeder Flüchtende, den es in eine Hauptstadt zieht). Leider brach 1918 weltweit die spanische Grippe aus. An dieser starben schätzungsweise 25 Mio. Menschen weltweit.

Obwohl er sich mit seiner Frau in seiner Wohnung in Wien barrikadierte, konnten sie sich nicht vor der Infizierung schützen. Seine schwangere Frau und er starben mit einem Abstand von drei Tagen an der spanischen Grippe. Er wurde nur 28 Jahre alt.

Mein Fazit zu Cesky Krumlov

Der Ort ist fest in touristischer Hand. Alles und jedes kostet Geld. Selbst der Sparkassenautomat will 3 Euro extra fürs Geldabheben. Es gibt ein Wachsfiguren-, Spiegel- und ein Folterkabinett wie in Prag. Die Nippesläden sind alle dieselben. Ich denke, ein Tag ist hiervollkommen ausreichend.

Mein Abend

Nach einem geruhsamen Mittagsschlaf schäle ich mich aus dem Bett. Ich habe Hunger. Das Internet zeigt mir den Weg zu einem Restaurant in einem Hostel, das gut sein soll.

Für die letzten 200 Kronen, die ich besitze, bestelle ich mir Svickove und ein großes Bier. Svickove ist Rinderbraten in einer feinen Gemüserahmsoße mit Knödeln.

 Ich heule in mein Bier. Steffen fehlt gerade so unmenschlich. Das hätte ihm hier gefallen…

Jetzt ist all mein tschechisches Geld von mir verfressen worden. Kunst und Fressen. Mehr geht nicht.

Morgen gehts nach Österreich.