Nach der Krankheit ist vor der Arbeit. Wir kochen mit unserem Catering auf der Hochzeitsmesse auf Schloss Kröchlendorff und schauen, wie es Steffen verkraftet.

Ihr habt es so gewollt und sporadisch werde ich nun sehr gerne den Blog weiterführen. Nicht mehr täglich, aber doch ab und zu.

Es war lange ruhig hier, denn wir waren nach all dem Krebsstress verreist. Das war das Ziel, welches Steffen den Schmerz durchhalten ließ: fast vier Wochen in China, wo wir uns mit meinem Bruder und meiner Schwägerin bei der Verwandschaft in Shanghai getroffen haben. Mehr darüber erfährst du hier:

Ein Reiseführer über China vor Corona und nach einer Krebserkrankung

Das Buch über unsere Chinareise

Über unsere letzte gemeinsame Reise nach Shanghai, Peking und ins Huangshan-Gebirge habe ich ein Buch geschrieben. 

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Mehr zum Inhalt des Buches erfährst du hier:

Doch heute schreibe ich über letztes Wochenende, genauer den letzten Samstag, denn wir arbeiten endlich wieder gemeinsam. Und um unsere besten Aufträge über das Jahr zu sichern, fahren wir zur

Hochzeitsmesse auf Schloss Kröchlendorff

Seit drei Monaten wussten wir schon, dass an diesem Wochenende die Hochzeitsmesse auf Schloss Kröchlendorff stattfinden würde. Dies ist ein ziemlich wichtiges Datum für uns, da an diesem Tag die meisten Aufträge für Hochzeitscaterings im kommenden Sommer gebucht werden.

Jedoch wusste ich vor drei Wochen noch nicht, wie es Steffen an diesem Wochenende wohl gehen würde und ob wir überhaupt so mit dem Catering weitermachen würden. Sicherheitshalber hatte ich auch schon unsere Wiener Freunde für das Wochenende zur Unterstützung angefragt. Wir wussten ja nicht, ob Steffen noch bestrahlt werden müsste oder ob es gar noch schlimmer hätte sein können.

Glücklicherweise kam dann am 13. Dezember 2018 das „Go“ der Ärzte, dass der elende Krebs vorerst besiegt sei.

Der Nachteil bei privatversicherten Menschen ist auch, dass es kein Krankengeld gibt. Es gibt zwar Krankentagegeld – wenn man das vereinbart hat – wenn man im Krankenhaus selbst ist, aber wenn man nicht mehr im Krankenhaus ist, gibt es auch keine Kohle.

Also habe ich Steffen in der vorherigen Woche schon ein bisschen mit in die Küche genommen.

Und unabhängig davon ist es auch gut für unsere beiden Psychen, wenn Steffen wieder mit kochen kommt und ich nicht mehr allein ausliefern muss und er so langsam wieder an das normale Leben zurückgeführt wird.

Leider hat Steffen seit der letzten Chemotherapie immer noch mit deren Nachwirkungen zu kämpfen, das heißt konkret: taube Finger und taube Füße. Also richtig taub. Nicht so, ups, ich habe mir die Finger bei der Schneeballschlacht abgefroren, sondern eher so: ich weiß nicht ob es warm oder kalt ist. Den Nadelstich spüre ich auch nicht.

Nach Rückfrage bei den Ärzten wird das auch noch eine Weile anhalten. Also behelfen wir uns mit allabendlichen Fußmassagen und Bewegungsübungen. Die Faszien darf man auch nicht aus den Augen lassen.

Samstag, der 26. Januar 2019

Ich stehe um 4:00 Uhr auf und fahre erst einmal alleine in die Metro alles einkaufen. Am morgen sind die tauben Füße für Steffen am schlimmsten und so kann er noch zuhause bleiben und muss nicht die unendlichen Strecken in der Metro mitlaufen. Die Metro ist nämlich innen riesig und ohne sich weiter anzustrengen, hat man morgens schon seine ersten 1000 Schritte weg.

Es hat am heutigen Samstag geschneit und es sind Minusgrade. Die Straßen sind über Nacht in Berlin weiß geworden. Das ist ganz schön selten und ich bin erschrocken, wie viele Autos dennoch auf der Straße unterwegs sind. Aber stimmt ja, es ist Samstag morgen, die meist befahrene Strecke ist die vom Ritter Butzke über den Sage Club zum Berghain. Parallelwelten. Aber das Gefühl ist nicht mehr wehmütig.

Nach dem Einkauf fahre ich wieder zurück nach Hause, um Steffen abzuholen. Steffen hat schnell noch einen ordentlichen Kaffee gekocht und in unsere chinesischen Thermoskannen umgefüllt und einen ordentlichen Grünkohlsmoothie mit Leinsamen, Kurkuma und Bananen für uns beide gemacht. Den trinken wir sofort. Dann geht es in die Cateringküche, der Rest für das heutige Catering wird in der Küche eingepackt und ab geht es, auf die Autobahn Richtung Uckermark.

Demütig lassen wir während der Fahrt die Landschaft und mental die letzten Monate an uns vorbei ziehen. Vier Hochzeiten musste ich ohne Steffen auf dem Schloss bewerkstelligen. Vier mal musste ich ohne ihn fahren. Vier mal saß er alleine zuhause und kämpfte mit sich durch die Nebenwirkungen der Chemotherapie und fieberte mit mir aus der Ferne mit. Es wird noch lange dauern, das Ganze zu verarbeiten.

Und jetzt fahren wir endlich endlich wieder zusammen auf das Schloss.

Im Schloss angekommen ist die Freude bei den Angestellten des Schlosses riesig. Steffen ist wieder da!!! Im Hintergrund lade ich das Auto aus, es ist schon um 9:00 Uhr, 12:30 Uhr soll das heutige Buffet am Samstag stehen.

Also haben wir doch etwas Stress und schaffen bis auf zwei Posten alles. Das ist aber nicht schlimm, morgen ist auch noch einmal eine Messe und dann haben wir mehr Zeit, zumal wir ja im Schloss übernachten.

Auf den letzten Drücker steht alles und wir warten auf die heutigen Hochzeitsgäste.

Nach der Verkostung ist vor dem Hochzeitsauftrag

Nach der Verkostung kommen ein paar zukünftige Hochzeitspaare zu uns, die Stimmung ist jedoch etwas verhalten. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir für einen anderen Anbieter eingesprungen sind, der heute eigentlich kochen sollte, aber abgesprungen ist und einen anderen Kochstil hat.

Das ist aber überhaupt nicht schlimm, ich habe beschlossen, mir weniger Sorgen über die Zukunft zu machen, denn die Hauptsache ist, wir sind gesund. Alles andere ergibt sich. Und ändern kann man eh nichts.

Am Nachmittag sind dann endlich die letzten Gäste verschwunden, die Küche ist beräumt und wir machen uns etwas von unserem Essen zum Abendbrot warm. Danach kriechen wir in unser kuschlig warmes Hotelzimmer vom Schloss und schließen uns für einen Serienmarathon ein. Es fühlt sich ein bisschen wie Urlaub an.

Oder ein neuer Lebensabschnitt.

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