Papa muss ins Krankenhaus

von | Jan 20, 2020

Schon seit Oktober war dieser Operationstermin von Papa im Krankenhaus Görlitz geplant und eigentlich für Mitte Februar anberaumt. Aber plötzlich kam etwas Beschleunigung in den Warteprozess und Papa wurde vorgezogen und muss jetzt schon ins Klinikum Görlitz.

Warum muss Papa ins Krankenhaus?

Als ehemaliger Radrennfahrer hat er als Jugendlicher eher wenig Wert auf Sonnencreme auf der Nase gelegt und nach all den ganzen Lebensjahren fordert der Hautkrebs nun seinen Tribut. Etwas möchte herausgeschnitten und Haut von anderen Stellen dorthin transplantiert werden. Alles in allem nichts Spektakuläres, sondern geradezu ein Routineeingriff.

Nur das mal wieder die beiden Wörter Krebs und Krankenhaus erneut in meinem Leben auftauchen. Und ich glaube, es versetzt mein Umfeld sofort in Alarmbereitschaft, da sie sich natürlich Sorgen um uns beide machen.

Das positive jedoch an Krebserkrankungen in diesem Alter ist, dass die Krebszellen nun nur noch sehr langsam wachsen und dadurch alles gut kontrollierbar ist. Es ist eine etwas sehr andere Angelegenheit als wie der Krebs bei Steffen.

So kam es, dass ich heute frühzeitig am Morgen meinen Papa ins Klinikum Görlitz fuhr.

Wieder einmal im Krankenhaus

Mit einer beeindruckenden Routine teilte ich meinem Papa den eventuellen Ablauf mit, wann in etwa die Visite sein wird und wie der generelle Ablauf im Krankenhaus von sich geht. Ich zeige ihm den Schrank, helfe ihm bei der Auswahl des Essens. Ich gehe einfach davon aus, dass die Abläufe in den Krankenhäusern stets relativ gleich sind.

Ich bin begeistert von der Essensauswahl: Buchteln mit Vanillesoße, Jägerschnitzel mit Rohkost, Szegediner Gulasch. Das sieht alles viel leckerer aus als bei Steffen in der Charité.

Aufmerksam beobachtete ich mich selbst von außen.

Keine Gefühle. Ich habe keine Gefühle. Nicht die bekannte Krankenhauspanik, keine Angst um Papa. Keine ängstlichen Bauchschmerzen. Nichts. Da sind überhaupt keine Gefühle. Ich weiß nur, dass ich für Papa Ruhe ausstrahlen will, da ihm natürlich – wie jedem Menschen, der ins Krankenhaus muss – die Muffe geht.

Wir haben beide das uns jeweils Liebste im Krankenhaus verloren. Wahrscheinlich hat man dann einfach keine Angst mehr um sich, denn es geht ja nur noch um einen selbst.

Routiniert checken wir beide ein und flachsen herum, machen Scherze mit den Krankenschwestern. Die sind hier alle extrem nett. Wahnsinn!

Alle eventuellen Ausgangsarten des heutigen Termins wurden von mir mindestens einmal im Kopf durchgesponnen und der Kopf hat kurz bestätigt, dass egal, was auch passieren wird, die jeweilige Eventualität zu regeln ist.

Ich schau mich an und ich erstarre leicht vor mir.

Was ist nur aus mir geworden? Ist Dana 2.0 ein Bot?

Ich habe manchmal das Gefühl, dass das ganze Leben mich darauf vorbereitet hat, all diese schlimmen Dinge, vor denen sich alle scheuen, weg zu räumen und mich darum zu kümmern.

Na gut, dann akzeptiere ich auch das.

Drückt bitte für meinen Papa die Daumen, ich werde natürlich über den Ausgang berichten.

Nachtrag

Alles schick, Papa geht es gut, er hat die OP schon überstanden. Juchu