Wie lange trauert man?

Wie lange dauert die Trauer

von | Jan 5, 2023

Jeder Mensch ist unterschiedlich und genau so unterschiedlich läuft das auch bei jedem mit der Trauer ab. Manche trauern ewig, andere schütteln sich kurz und machen dann einfach so weiter, als wäre nichts geschehen. Also scheinbar zumindest. Wie ist es mir mit meiner eigenen Trauer ergangen? Dieser Beitrag handelt darüber, wie ich in den letzten vier Jahren meine Trauer erlebt habe. Vielleicht erkennst du dich wieder?

Also mach dir keine Sorgen, egal wie lange du an etwas hängst, es gibt kein falsch. Möglicherweise ist es wichtig, ein Auge darauf zu halten, dass man die Trauer in einem „gesunden Maß“ erlebt.

Du, dein Körper, deine Seele müssen sich die Zeit nehmen, die sie brauchen, um zu heilen.

Ich werde von meinen lieben Newsletterabonnentinnen oft gefragt, wie es mir in meiner Trauer erging. Wann meine Trauer sich verändert hat. Und vor allem: wann wurde die Trauer weniger schlimm.

Deswegen folgt hier ein kurzer Abriss über meine letzten vier Jahr meiner Trauer:

Das 1. Jahr 2019

Das erste Jahr war bei weitem das allerschlimmste Trauerjahr. Einerseits ist man noch in dem Modus, mit derselben Energie weiterzumachen, wie bisher. Andererseits sitzt der Schock so dermaßen tief, dass man psychisch und seelisch leer und taub ist. Alles läuft unter einer emotionalen Dunstglocke ab.

In diesem ersten Jahr habe ich noch versucht zu arbeiten und alles war so unfassbar sinnlos. Steffen und ich hatten ja gemeinsam ein Cateringunternehmen. Und plötzlich hatte ich einen Job in einer Küche, arbeitete dort zusammen mit diversen Damen vom Land und der entsprechenden manchmal etwas grobschlächtigen Küche. Mein Herz brach in diesem Jahr auf so vielen Ebenen.

Mein Traummann – tot, mein Herzensjob wurde zur Hölle – ich hatte keine Zukunft mehr. Mein Leben, so wie ich es bis dato kannte, war komplett vaporisiert. Und ich hatte keine Ahnung wie es weiter gehen sollte. Und keine Lust, überhaupt darüber nachzudenken.

Die schockbedingte Emotionslosigkeit hatte den Vorteil, dass ich keine Gefühle mehr hatte. Keine Freude, kein Glück, aber auch keine Angst! Keine Angst – das erste Mal in meinem Leben. Also machte ich aus Scheiße Gold und tat einfach das, wovor ich immer am meisten Angst hatte: Allein reisen. Mit dem Auto nach Italien. Vier Wochen lang allein bis nach Sardinien. Diese Reise kannst du hier noch mal nachlesen, es geht los in Jachymov.

Das Jahr wurde mit einer Reise mit Freunden nach Indien abgeschlossen. Dieselbe Reise, wie noch zwei Jahre zuvor, damals mit Steffen. Im ersten Trauerjahr war alles absurd.

Etwas lerne ich in diesem Jahr:

Ich will reisen. Ich will von überall aus auf der Welt arbeiten. Das Leben ist viel zu kurz für nur einen Ort.  Und ich brauche nicht mehr Dinge als das, was in einen Koffer passt. Alles andere hinterlässt man nur anderen zum Aufräumen, wenn man stirbt.

Das 2. Jahr 2020

Ich habe mir Hilfe geholt. Professionelle Hilfe. Allein ist das eindeutig schwerer zu bewältigen. Ich habe mich im zweiten Trauerjahr in psychotherapeutische Behandlung begeben. Anpassungsstörung heißt das nun, was ich habe. Weil: Trauer ist keine Depression.

Alles ist neu zu finden: ich selbst, mein Selbstwert, meine Selbstliebe, meine Hoffnung, meine Zukunft, eine Zukunft. Aktuell kann ich gar nichts, außer diesen Blog hier schreiben.

Corona

Ich versuche so viel, schreibe Bücher, arbeite an diesem Blog. Rudere in der sauren Milch des Lebens und komme nicht voran. Ich bin so traurig, weil ich einerseits nichts auf die Reihe, bekomme aber scheinbar nichts auf die Reihe. Andererseits arrangiere ich mich langsam mit meiner Trauer.

Corona hilft mir dabei, das erste Mal im Leben Grenzen zu ziehen. So dass ich mich komplett auf mich konzentrieren kann und nicht auf die Sorgen anderer. Auf diese Weise kann ich Menschen, die mir nicht guttun oder taten einfach aus meinem Leben entfernen.

Steffen ist dabei allgegenwärtig. Ich sehe ihn in Menschen, ich höre überall seine Musik, lache über seinen Humor in meinem Kopf. Ich bin immer noch ein Paar.

Ich bin immer noch arg angeschossen und schlimm verletzt.

 

Das 3. Jahr 2021

Die Lebensgeister werden ganz langsam wieder geweckt. Die Trauer ist noch das.

Das soll nun alles gewesen sein?

Dies kann ich nicht akzeptieren.

Der Selbständigkeitssamen will wachsen, aber ist noch irritiert durch das im Catering erlebte und will mit diesem Blog hier einfach nicht aufgehen.

Aber wovon soll ich leben? Meine Ideen zünden einfach nicht.

Angestellt? Aber wo? Ich hadere ständig mit Vorgesetzten und kann mich schlecht für fremde Ideen begeistern, Die Grundvoraussetzung für ein Angestelltendasein.

Ich habe durch das Catering eine Lücke von 12 Jahren in meinem Lebenslauf – denn als Köchin will ich nicht mehr arbeiten. Es ist körperlich einfach zu anstrengend.

Also als was soll ich denn nun arbeiten?

Ich habe Glück, ich werde gefunden. Ich arbeite mich innerhalb eines halben Jahres in einer remote arbeitenden Firma von der Texterin zum Team Lead Marketing auf. Remote bedeutet: Diese Firma hat kein Büro in dem Sinne. Jeder arbeitet von zuhause (oder unterwegs) aus und alle Teambesprechungen passieren virtuell. Das führt dazu, dass ich einige Kollegen nie in echt zu sehen bekommen werde. Das ist aber nicht so schlimm, wenn man eher introvertiert ist.

Das 4. Jahr 2022

Mein Traum ist wahrgeworden, ich arbeite in einem remoten, ortsunabhängigen Job in einem fantastischen Team. Nur Reisen kann ich noch nicht. Wegen Corona. Also lasse ich mir noch fix meine Füße auf Vordermann bringen. Ich lasse meinen monströsen Hallux operieren. Etwas, was ich schon seit 15 Jahren machen wollte, aber bei meiner Arbeit im Catering nie möglich war. In einem stehenden Job. Das, was ich jetzt tue, kann ich auch aus dem Bett aus machen, mit dem Laptop auf dem Schoss.

Die Füße vor und nach der Hallux-OP
Dana auf den Seychellen

Freunde laden zu einer Hochzeit auf den Seychellen ein.

Nach der Reiseunmöglichkeit der letzten Jahre MUSS ich da einfach hin. Es treibt mich, es zieht mich. Ich muss diese Reise antreten. Der Wahnsinn in Tel Aviv.

Unbedingt lesen. Aber das eine habe ich in den letzten Jahren gelernt:

Malaga vier Jahre nach der Trauer

Einfach weitermachen.

Da wo Widerstand ist, wartet immer etwas Großes dahinter.

Wo Elend und Tod ist, kann einfach nur etwas Besseres daraus entstehen.

Wir sind nicht dafür auf der Erde da, um ständig zu leiden. Dies ist nämlich kein christlicher Blog 😊

 

Nach jedem Ab gibt es auch ein Auf. Nunja, und das gilt dann natürlich auch andersherum.

In diesem 4. Trauerjahr habe ich das Reise-Gen aktiviert. Endlich.

Ich war im November einen Monat in Neapel, eine Woche Malaga, zur Sommersonnenwende in Norwegen. Und während ich das schreibe, sitze ich auf Zypern.

In Norwegen zur Sommersonnenwende bei Narvik

Wie geht es weiter?

Was ich damit sagen will:

So ein Tod eines geliebten Menschen ist furchtbar. Das Scheitern des eigenen Lebens: die Hölle. Aber wenn du da unten angekommen bist, kann es nur noch bergauf gehen. Natürlich braucht man dafür einen Push, einen Grund, jemanden der die Hand hält.

Ich habe hier einen kleine Community gegründet. Witwen so wie du und ich. Wir treffen uns da sicher, es gibt einen gemeinsamen Austausch, Trost und Verständnis. Und Energie. Einen Boost, viele Ideen, Hoffnungen und Humor.

Alles sicher.

Schau mal bei der ersten online stattfindenden Trauergruppe vorbei. vorbei. 

Noch mehr interessante Links findest du hier:

Spiegel https://www.spiegel.de/spiegelwissen/trauer-wie-viel-verlustschmerz-ist-eigentlich-normal-a-866061.html

Trauer Now https://trauer-now.de/magazin/wissen/wie-viel-trauer-ist-normal-warum-es-wichtig-ist-selbstbestimmt-zu-trauern/

Emmora https://emmora.de/magazin/trauer/trauerbewaeltigung/7-fakten/

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