Schon wieder wachen wir genau um 8 auf. Aber heute brummt mein Kopf. Natürlich. Alkoholtechnisch bin ich offensichtlich einfach nicht lernfähig. Immer muss ich wieder versuchen, ein Gläschen zu trinken.
Alkohol ist in der Gesellschaft als so normal angesehen, dass man komisch angeguckt wird, wenn man nicht trinkt. Die einzige legitime Ausrede ist dann, schwanger zu sein. Alles andere gilt nicht. Ach komm, nur ein Glas. usw usf. Nicht, dass mich unsere Freunde nötigen würden, aber es ist auch so schon im eigenen Kopf vorprogrammiert. Verrückte Welt.
Nach dem gestrigen massigen und unleckeren Frühstück und mangels Vollkornbrot haben wir uns für Vollkornflakes und Sojamilch zum Frühstück besorgt. Sojamilch, weil die TCM-Ärztin sagte, dass Milch nicht gut für Steffen ist. So probieren wir uns halt durch die Alternativen. Es gibt leider keine Haferflocken auf Sardinien. Aber naja, man fährt ja eigentlich auch nicht nach Italien um Haferflocken zu essen. Ist ok.
Mein angeschlagener Magen schreit jedoch nach fettigem Speck und Bohnen und Käsestulle und schaut angewidert auf die Flakes, in denen hilflos ein paar Bananenscheiben herumtrudeln. Offensichtlich ist die Kombination von abendlichen Trinkgelagen und morgendlichem Speck und Bohnen ein unendliches Schwungrad und kaum zu durchbrechen.
Chemotherapie-Nebenwirkungen
Steffen geht es auch gar nicht gut. Er hat keinen Appetit, kann kaum schlucken und die Zunge ist entzündet. Alles fühlt sich fremd in seinem Mund. Die Zunge ist wie lackiert. Die ganzen Lamellen sind weg. Das ist wirklich verrückt.
Aber was solls, die Sonne scheint, es ist angenehm warm und die Katzen sind da. Wir verbringen einen weiteren faulen Tag auf der Terrasse. Bücherlesend, schlafend, malend.
Mittags mache ich eine kleine Portion frische Pasta mit Grillgemüse, Kapern und Tomatensoße. Aber Steffen quält sich mit dem Essen.
Abends retten uns dann endlich M+E aus unserer Lethargie und wir fahren zu einer neuen weiteren Pizzeria. Etwas im Hinterland gelegen und inmitten von Papageienvolieren. Das ist verrückt, passt jedoch sehr gut. Die Pizza ist super lecker!
Leider bekommt Steffen seine Pizza kaum weg. Dinge die er liebt, schmecken ihm nicht mehr! Sein geliebter Gorgonzola schmeckt ihm nicht und die gegrillten Auberginen fühlen sich für ihn im Mund scharf an. Es tut mir so leid, ihn so leiden zu sehen. Dass ich ihm einfach nicht helfen kann. Und er ärgert sich unendlich, dass er, obwohl er in Italien ist, das leckere Essen überhaupt nicht genießen kann. Und dass, wo Steffen das Essen hier so sehr liebt.
Wir fahren danach nach Hause und sind alle todmüde. Es ist erst 22:00 Uhr.
Das ist der Moment wo Herr E. eigentlich gnadenlos aufdreht. Aber wir kacken alle ab. Was ist los mit der Insel? Was macht die mit uns?