Warum dir eine Trauerbegleitung in deiner Trauer hilft
Wie ein Frühstück mit Freunden maßgeblich dazu führte, dass ich die genau richtige Entscheidung in meiner eigenen Trauerbewältigung traf, indem ich über meinen eigenen Schatten sprang, meine Glaubenssätze überwandte, um mich einer Psychotherapie als Trauerbegleitung zu unterziehen:
Ich erinnere mich noch ganz genau an diesen speziellen Morgen im Frühling 2019, nur wenige Wochen nachdem Steffen plötzlich gestorben war. Meine lieben Freunde aus Wien, V. und R. waren zu Gast und wir frühstückten gemeinsam.
Ich war aufgeregt: Denn nach all der Einsamkeit der letzten Tage und Wochen sollte ich einen Frühstückstisch für mehrere Personen eindecken. Ach, was hätte Steffen das geliebt. Das erste Mal nach diesem langen Winter konnte ich die Balkontür öffnen und die Berliner Frühlingsluft reinlassen. Speziell für diesen besonderen Morgen hatte ich leckeres Sauerteigbrot beim Biobäcker gekauft, grandios stinkenden Käse und viel knackig-frisches Gemüse aufgeschnitten. Wusste ich doch, die Wiener haben Geschmack.
Extra für die beiden hatte ich sogar die magische Saftpresse aktiviert, die wir für Steffens Krebserkrankung von Steffens Eltern geschenkt bekommen hatten. Da sie jedoch jedes Mal sehr aufwändig zu reinigen war, war sie seit Steffens Tod stiefmütterlich behandelt worden.
Die Presse war für unsere Verhältnisse damals unfassbar teuer, aber von grandioser Qualität. Diese Saftpresse schaffte es sogar, aus Möhren und roter Beete noch guten Saft heraus zu quetschen. Ich habe nie wieder einen so derartig gesunden Saft getrunken. Faszinierend, was diese Saftkur mit dem Körper macht. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass der Saft aus dieser Presse maßgeblich für Steffens (leider nur kurzzeitige) Genesung vom Krebs führte.
Aber du weißt ja, wie das mit den guten Vorsätzen ist, man vergisst sie schnell, wenn es keinen Leidensdruck mehr gibt. Steffen war trotzdem gestorben und ich war mir selbst damals nichts wert. Wie auch, er war tot und ich lebte noch. Wofür? Das Leben war komplett sinnlos. Kennst du das Gefühl? Dann ist mein Newsletter vielleicht was für dich.
Der Wendepunkt in meiner Trauerbewältigung – das Frühstück mit Freunden
Während unseres gemeinsamen Frühstücks fing ich mal wieder, wie so oft in dieser Zeit, an zu weinen: “ich werde nie wieder so einen tollen Mann wie Steffen kennenlernen!”. “ich werde mich nie wieder verlieben können, denn keiner ist, wie er war”.
Meine liebe Freundin V. hatte ebenfalls Tränen in den Augen. Das war manchmal noch schmerzhafter, als die eigene Trauer: Die Trauer der anderen ertragen zu müssen, weil die Freunde und Verwandten genauso sehr leiden. Das verdoppelte meinen Schmerz.
Wie auch immer.
V. sagte daraufhin folgenden Satz zu mir:
“Dana, dein nächster Mann hat vielleicht eine Glatze und ist klein und dick, vielleicht sieht er aus wie Danny de Vito. Möglicherweise ist er nicht witzig.” „Dein nächster Mann wird vollkommen anders als Steffen sein!”
Noch einmal fing ich an zu weinen: „Nie wieder würde ich über Steffens irren Humor lachen können! Nie wieder den Körper dieses tollen Mannes spüren.“
So bitter jedoch V’s Satz war, so wahr war er doch am Ende. Und diese schonungslose Ehrlichkeit ist etwas, wofür ich V. immer noch so unendlich dankbar bin. Das habe ich ihr kürzlich wieder mal gesagt. Ihre Antwort war lapidar: “Das ist doch normal und selbstverständlich.” “Ist es nicht genau das, was Freunde machen?”. “Nein, liebe V. Das ist es leider nicht”.
Was leider normal ist:
Entweder wird man mit mitleidige Blicke und Muschikatz-Tipps totgestreichelt oder man bekommt ein schroffes “trauerst du immer noch?” zugeblafft.
Echte Visionen, Alternativen und Lösungswege gibt es nicht. Und obendrein reden alle noch so geschwollen und pietätvoll.
Für die Außenwelt bist du eine zugeklappte Trauerkarte.
Da war V’s. Ansage genau richtig:
- kurz und knapp
- die hässlichen Fakten
- die (noch hässlichen) Möglichkeiten
Mitleid hilft in der Trauer kaum. Du brauchst jemanden, der die harten Fakten auf den Tisch legt, damit du damit etwas Neues anfangen kannst.
Idealerweise dein neues 2. Leben, welches zwangsweise jetzt, ja genau jetzt und heute, beginnt.
Und wenn du deine Fakten und Optionen, deine Talente und Hintergründe, Traumata und Prägungen kennst, ja erst dann kannst du ein neues Leben auf den Trümmern deiner Vergangenheit aufbauen.
Quasi: Tabula Rasa für dein bisheriges Leben.
Denn nichts anderes als das geschieht in einer effektiven Trauerbewältigung. Und wenn du eine gute Trauerbegleitung hast, die dich einerseits behutsam und andererseits fordernd da durchlotst, dann steht deiner möglicherweise ebenso goldenen Zukunft nichts mehr im Weg.
Trauerbegleitung
Meine Freundin riet mir an diesem Morgen: “geh zu meiner Freundin, die ist Allgemeinarzt, die kann dir weiterhelfen”. Ich schaute sie zweifelnd an: Was hatte bitteschön eine Ärztin mit meiner Trauer zu tun? Ich war doch nicht krank!
“Dana, du brauchst professionelle Hilfe! Das was dir passiert ist, ist nicht normal! Nimm das bitte an!”
Schon in den nächsten Tagen fuhr ich mit meinem Fahrrad quer durch Kreuzberg und Friedrichshain zu der Ärztin und kam glücklicherweise gleich dran. Kurz schilderte ich ihr, was gerade passiert war:
- mein Partner war nur zwei Monate zuvor gestorben
- bis dahin hatte ich ihn gepflegt
- und mich parallel um unsere Firma gekümmert und jeden Tag 13-16 Stunden gearbeitet
- ich litt unter Herzrasen und anderen dubiosen Symptomen
- ich hatte panische Angst vor der ungewissen Zukunft
- jeden Abend wollte ich einfach nur noch sterben
- “ich muss noch” waren die Worte, mit denen jeder Satz begann
Die Ärztin sagte nur schlicht:
“Burn Out!”
“Dana, du bist auf dem besten Weg ins Burn-Out! Bitte suche dir dringend eine Psychotherapeutin!”.
Ich und Burn-Out? Ich war nur ein bisschen überarbeitet und brauchte dauernd Schlaf. Aber ich war doch nicht krank!?
Nachtrag zur Suche nach einer passenden Psychotherapie: richtig wäre folgende Reihenfolge in Deutschland:
Überweisung durch den Allgemeinarzt zum Psychologen, dieser verschreibt dann eine Psychotherapie. Mit viel Glück und Rückenwind findest du einen Psychotherapeuten, der noch Kapazitäten hat. Die durchschnittliche Wartezeit auf einen Therapieplatz beträgt in Deutschland zur Zeit 5,5 Monate (2023).
Doch das wusste ich damals noch nicht.
Die mühsame Suche nach der richtigen Psychotherapeutin
Sobald ich zuhause angekommen war, begann ich mit der Suche. Ich besann mich auf die Psychotherapeutenkammer, die wir eine Zeit lang mit unserem Essen als Catering beliefert hatten.
Auf dieser Seite begab ich mich auf die Suche.
Umgehend schrieb ich verschiedene Therapeuten per Mail an. Ich fand viele Therapeuten, die mich sofort für Geld (als Privatpatienten) nehmen würden. Ich brauchte nur 90 bis 100 EUR pro Session bezahlen und bekam sofort einen Termin.
Ich mailte zig Kassentherapeuten an, doch nur eine Therapeutin antwortete mir, dass sie keine Plätze mehr frei hat. Ich ließ mich nicht beirren und suchte fleißig weiter nach Therapeuten, mailte, schrieb und rief an – es gab immer dieselben drei Optionen: keine Plätze, ja für Geld oder keine Antwort.
Wähle deinen Therapeuten mit Bedacht, las ich ständig. Wenn die Chemie nicht stimmt, ist das Resultat ähnlich desaströs, wie ohne Therapie.
Doch wen sollte ich hier mit wem vergleichen?
Doch dann, plötzlich ploppte eines Tages eine Nachricht in meinem Maileingang auf. Die Therapeutin, die mir anfangs als einzige geantwortet hatte, dass sie keine Plätze hatte, schrieb: ein Patient war abgesprungen und da war plötzlich Platz für mich.
Hurra!
Das war ein Glückstag!
Sie war um die 30 und mega kompetent. Wir haben uns auf Anhieb verstanden und rückblickend waren die unzähligen Stunden mit ihr das Beste, was mir passieren konnte.
Gründe, warum die kognitive Psychotherapie mein Leben verändert hat:
- da war plötzlich jemand, der dir unvoreingenommen zuhört
- jemand, der nicht auf seine Gelegenheit wartet, etwas zu sagen
- jemand der mich auffing, wenn ich ich anfing, schwarz zu malen
- die wusste, wann es genau zu kippen drohte
- all meine selbstzerstörerischen Muster anging
- meine Kindheits-Mini Traumata und Missverständnisse, die prägend waren (die jeder von uns irgendwie hat) auflöste
- mir half, mich und meine Handlungsweisen zu verstehen
Ohne diese Therapie wäre ich nie die geworden, die ich heute bin.
Durch den Verlust von Steffen und der Hardcore-Beschäftigung mit mir selbst in den Monaten danach bin ich erst die Person geworden, die ich jetzt bin.
Meine Therapeutin hat mir das perfekte Rüstzeug für mein neues, besseres Leben mitgegeben. Schon nach einen Jahr sagte sie mir “Dana, ich weiß nicht mehr, was ich bei dir therapieren soll”. Der Umstand, dass ich in dieser Zeit Dauergast in der Bibliothek war, war sicherlich auch ausschlaggebend.
Besonders als Unternehmer will man verstehen, was das Problem ist, was einen unten hält und wie man es besser machen könnte. Die Gründe, warum etwas funktioniert oder eben nicht funktioniert. Ich liebe es einfach, mir Dinge selbst zu erarbeiten.
Wenn ich es recht bedenke, hätte ich viel eher mal eine Psychotherapie machen lassen sollen. Mein ganzes Leben wäre so viel einfacher gewesen.
Ich bin fest der Meinung, dass jeder sich mal einer guten Psychotherapie unterziehen sollte.
Rückwirkend muss ich sagen, dass Steffens Tod, so furchtbar das alles auch war, mich zu der positiven, starken und selbstbewussten Person gemacht hat, die ich jetzt bin.
Du denkst vielleicht: Ich brauche keine Psychotherapie, ich habe Freunde und Familie?
Freunde und Familie sind toll. Klar. Sie geben dir in der Trauer Rückhalt, kochen für dich lecker Essen und hören dir meistens zu.
Gleichzeitig haben auch sie genau so wie du einen Menschen verloren und mit ihrem eigenen Schmerz und Trauerbewältigung zu tun. Viele haben sich noch nie zuvor mit dem Thema Tod, Abschied und Trauerbewältigung auseinandergesetzt.
In ihrer ihrer eigenen Hilflosigkeit geben sie dir Tipps, die auf ihren alten Glaubenssätze basieren, die nun auch für dich funktionieren sollen (aber nicht können).
Und so lieb ich auch meine Freunde habe, oder meine Verwandschaft. Eigentlich ist doch so, dass jeder, der sich mit dir unterhält, nur darauf wartet, dass du aufhörst zu reden, damit sie ihren Ansatz teilen können. Im schlimmsten Fall impfen sie dir noch ihre Sorgen und Bedenken ein.
Die Sorgen um dich sind in Wirklichkeit ihre eigenen Ängste um sich selbst in dieser Situation.
Und der Nachteil ist: Wenn du dich gerade halbwegs aus deinem Loch geschaufelt hast, kommt irgendjemand um die Ecke und haut dir mit einem mitleidigen Satz wieder einen Stock zwischen die Beine und hindert dich am loslaufen, am neu beginnen.
Und genau das macht ein Psychotherapeut eben nicht.
Was der Psychotherapeut anders macht, als deine Bekannten:
Der Psychotherapeut lässt dich ausreden.
Er wird erst etwas sagen, wenn du beginnst, dich in deinen Gedankenspiralen in eine selbstzerstörerische Richtung zu bewegen.
Er horcht auf, wenn du einen negativen Glaubenssatz äußerst, während dich Bekannte aus den oben genannten Gründen darin noch bestärken.
Der Unterschied zu deinen Freunden ist, dass du dir im Gegenzug auch deren Probleme, Gedanken und Sorgen anhören musst – weil man das so tut, als Freundin, ich weiß.
Aber jetzt brauchst du eben gerade jemanden, der deinen Hirnfasching auflöst.
Das gelingt dir nur durch
- sich frei reden (Therapie)
- sich neu im Hirn kalibrieren (Löschen von Unnützem, Aufbau von Nützlichem)
- sich frei schreiben (Tagebücher)
Denn erst auf diese Weise lernst du es, deine Gedanken zu sortieren, deinen Schmerz und deinen Verlust zu verarbeiten und dein neues Ich zu formen.
Besonders die ältere Generation schleppt gerne ihr eigenes unaufgelöstes Trauertrauma einer Kriegs- oder Vertriebenengeneration mit sich.
Die Altvorderen werden dir sagen: stell dich nicht so an, der und die haben ein noch viel schlimmeres Schicksal erlebt. Damals konnten wir uns sowas nicht leisten. „Burn-Out, so ein Schwachsinn, funktioniere einfach!“
Und übrigens, falls sie es dir nicht sagen, sagen das dir deine eigenen Glaubenssätze.
Mir ist auch aufgefallen, dass es besonders wenige Nachfragen nach Trauerbewältigung aus Ostdeutschland gibt. Es wäre mal interessant, wie generell die Therapiebereitschaft im Ostblock ist. Denn das Trauma hier hielt bis zur Wende an. Wir haben in der DDR gelernt, nicht zu sagen, was wir denken und schon gar nicht über Probleme zu reden. Wer aufmuckt, wer sich öffnet, wird zerstört. Aber das ist wieder eine neue Geschichte.
Online Trauerbegleitung zur Trauerbewältigung
Du möchtest das alles sofort:
- Trauerbegleitung die dir zuhört
- die dir hilft, deine Gedanken zu sortieren
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- ständig neue Informationen zur Trauerbewältigung, aus denen du dein individuelles Wissen ziehen kannst
- ein Onlineprogramm, welches du in deiner Geschwindigkeit absolvieren kannst und mit dessen Hilfe du in einem Jahr als neuer Mensch durchstartest?
Sollte V. am Ende Recht behalten? (Nachricht aus der Zukunft)
Nein, ich habe am Ende nicht mit Danny de Vito gedatet (obwohl ein paar Kröten dabei waren).
Obwohl ich innerlich sehr lachen musste, als ich das erste Mal einen potentiellen Vermieter in meiner neuen Heimat Zypern traf:
V’s. Beschreibung meines zukünftigen Mannes hatte sich in seiner runden Form materialisiert. Alles in mir wehrte sich gegen den Schweiß, der von seiner Glatze rann und ich war leise fasziniert von seinen Haaren, die wie ein Schnurrbart aus seiner Nase wuchsen. Sorry V.: Danny de Vito bekommt keinen Zuschlag von mir.
Liebe Dana danke für deine lieben Worte. Mein Mann starb am 20.11.2023 völlig unerwartet . Die Beisetzung war am 21.12. es war der schwerste Tag in meinem Leben. Nun für dieses Jahr was wünsche ich mir das für mich die Sonne wieder scheint.
Einen Anfang mache ich , ich werde Ende Januar in eine neue Wohnung ziehen . Einen Neuanfang starten auch wenn mich das viel Kraft kosten wird .
Lg Nicole
Liebe Nicole, das tut mir unendlich leid. Ich finde es ganz stark, dass du schon im Januar umziehst. Alles erdenklich Gute für dich! Lieber Gruß, Dana