
Was hilft gegen Trauer
Du fragst dich, ob du jemals aus deiner Trauer wieder raus kommst? Was hilft gegen diese Trauer? Bleibt das für immer so? Hier teile ich meine persönlichen Einsichten und praktischen Tipps, die mir nach Steffens Tod geholfen haben, wieder Lebensfreude zu finden. Vielleicht findest du paar Ideen, die auch dir in der Trauer helfen können?
Unvorstellbar – und so soll das jetzt für immer weitergehen?
„Ich werde dich für immer beschützen“ las mir Steffen mit zittriger Stimme seinen Hochzeitsschwur vor, der auf einen kleinen verwurschtelten Zettel notiert war. Damals, am 08. November 2014.
Wir waren so aufgeregt. Dieser Tag war der Höhepunkt unserer Beziehung:
All unsere Lieben waren in dem kleinen Kirchlein in der Uckermark vereinigt. Obwohl wir uns schon seit 12 Jahren kannten, lernten sich erst jetzt unsere Familien und Freunde gegenseitig kennen.
Endlich, nachdem nur drei Jahre zuvor meine Mama gestorben war und mein Papa endlich von den Traumata der Pflege wieder heilen und auch verreisen konnte. Vorher ging das nicht, da er mit der Pflege eingespannt war.
Es war ein rauschendes Fest, hochunkonventionell und ein Traum aus einer anderen Welt. Für drei Tage waren wir Lord und Lady auf diesem traumhaften Gutshaus.
Nur fünf Jahre später würde Steffen plötzlich sterben.
Sein „Ich werde dich für immer beschützen“ hallt bis heute in mir nach. Und ja, Steffen beschützt mich auch heute noch.

Weitere fünf Jahre später sitze ich nun hier, schreibe diese Zeilen, bin in der Zwischenzeit aus Deutschland nach Zypern ausgewandert und reise so oft ich kann um die Welt.
Wie schafft man das? Auf welche Art habe ich diese Aneinanderreihung von Schicksalsschlägen schaffen können? Und wie kannst du das schaffen?
Hallo, ich bin Dana,
ich bin seit 2019 Witwe und ich habe damals in der Trauer diesen Danachblog ins Leben gerufen. Hier setze ich mich mit allen Themen auseinander, die Trauernde beschäftigen, um ihr neues und ungewolltes Leben zu bewältigen.
Mittlerweile helfe ich tausenden Frauen mit meinen Impulsen, wieder Hoffnung und Zuversicht für ihr neues Leben zu erlangen. Mit meinem monatlichen Newsletter erreiche ich hunderte, mit TikTok tausende trauernde Menschen und schenke ihnen wieder Licht und Zuversicht.
Wie kommt man aus der Trauer heraus?
Am Anfang dachte ich, das was ich hier fühle ist für immer. Der Schmerz war unerträglich. Doch langsam kämpfte ich mich aus der Trauer raus. Das, was mir wirklich geholfen hat, findest du gleich weiter unten aufgelistet.
Spoiler: Die Theorie über all die Trauerphasen zu wissen, war es nicht. Ich habe mich nur noch mehr mich nicht verstanden gefühlt. Ich war beispielsweise nie wütend. Warum auch, Steffen konnte doch nichts dafür, dass er gestorben ist. Er hatte einfach Pech gehabt. Das Konzept von Schuld habe ich mittlerweile sowieso abgelegt.
Die klassischen Trauerbegleitungsangebote sagten mir nicht zu, in Trauergruppen kam ich nicht klar. Ich war nicht wie die anderen.
Also was war bei mir anders? Was ist die Mischung, die mich meine Trauer hat „leichter“ bewältigen lassen – und keine Sorge, leicht war es definitiv nicht … Trauerarbeit ist echte harte Arbeit an dir selbst und an deiner Persönlichkeit. Und viel hat es auch damit zu tun, welche persönlichen Denkweisen und Glaubenssätze sowie Attitüden man hat.
Hier liste ich die Dinge auf, die mir meiner Meinung nach definitiv geholfen haben, meine Trauer effektiv zu bewältigen:
Trauerbegleitung
Ok, zugegeben. Ich war nicht so schlau, wie du und habe explizit nach Trauerbewältigung gesucht. Oder Trauerbegleitung. Oder der Gedanke, dass es da überhaupt etwas gibt, was einem helfen kann.
Ich wusste noch nicht einmal, dass diese Worte existieren.
Nach Steffens Tod war ich für Monate in einer Schockstarre. Ich habe nur einen Tag später unser gemeinsames Catering aufgegeben und mich in meinem alten Zuhause bei Papa eingerollt. Es war mir so egal, dass ich gerade fünfstellige Schulden beim Finanzamt hatte, dass ich keinen Job hatte, dass ich keine Zukunft mehr hatte. Steffen war tot! Was für eine Ungeheuerlichkeit! Ich wusste nur, so wie bisher will ich nicht mehr weiterleben.
Aber wie ich weiterleben würde, war mir zu dem Zeitpunkt komplett unklar und obendrein egal. Warum sollte ich denn überhaupt weiterleben?
Aber meine liebe Freundin hat mich gezwungen, zu ihrer Hausärztin zu gehen. Einer sehr empathischen Ärzin. Diese sagt zu mir zum ersten Mal die Worte „Du hast ganz klar Burnout, du brauchst eine Therapie, suche dir eine Psychotherapeutin“. Ok, kein Wunder, nach den letzten Monaten der Krebserkrankung von Steffen und dem parallel weiterführen unseres Cateringunternehmens. Doch ich fühlte mich ja eigentlich fit, hatte ich doch keine wirklichen körperlichen Beschwerden. Ich war halt nur in Trauer.
Also begab ich mich auf die Suche nach einer Psychotherapeutin und hatte obendrein Glück. Steffen hielt sein Eheversprechen. Ich erhielt auf eine meiner fünfzig E-Mails eine Antwort und einen Psychotherapieplatz.
Und das ist einer der wichtigsten Aspekte einer guten Trauerbewältigung – eine Trauerbegleitung, die dich da durch bugsiert und nebenbei dein Oberstübchen aufräumt. Ich sag dir, wir haben definitiv alle einen Knall. Auch du, Herz.
Resilienz
Resilienz ist die Fähigkeit, schlimme Erfahrungen schneller zu verarbeiten. Und ich finde diesen Aspekt daran so interessant:
Hast du schon mal das Wort Epigenetik gehört? So ein faszinierendes Thema!
Wenn man bedenkt, dass wir als Baby im Bauch unserer Mama und vorher als Eizelle in unserer Mama als Baby in unserer Oma waren – warum sollen deren Erlebnisse und Prägungen nicht etwas mit deiner Resilienz zu tun haben? Mit der Art und Weise, wie du mit schlimmen Erlebnissen umgehst?
Bei genauerer Betrachtung der Historie der Frauen in meiner Familie, haben wir in den letzten drei Generationen viel Übel erlebt. Besonders die Frauen mussten viel Schmerz erleben und immer alleine bewältigen. Die Männer waren stets schon in jungen Jahren gefallen, bevor sie ihre im zweiten Weltkrieg erlebten Traumata hätten weitergeben können.
Ich vermute mal, dass das Leid meiner Vorfahren mich so resilient gemacht hat und mir gleichzeitig die Werkzeuge gegeben hat, mich an jede widrige Situation anzupassen.
Trauer akzeptieren und adaptieren
Den Tod akzeptieren
Den Tod des Partners zu akzeptieren ist der wichtigste und schwerste Schritt. Oft dauert es Monate (!), bis man ansatzweise realisiert hat, dass er nicht mehr zur Tür hereinkommen wird.
Dies bedeutet, der Realität ins Auge zu blicken und zu erkennen, dass der geliebte Mensch nicht zurückkehren wird. Dass er nie wieder die Wohnungstür aufschließen wird, dass seine Umarmungen, so warm und sicher, nie wieder möglich sein werden.
Die gemeinsamen abendlichen Gespräche beim Glas Rotwein, keine spontanen Lachanfälle über einen Insiderwitz, kein gemeinsames Aufwachen am Sonntagmorgen. Kein Knickknack mehr für Monate, Jahre oder sogar immer?
Er hatte immer die guten Ideen, wie du auf Arbeit gewisse Dinge einfacher lösen kannst, er hat dir die Liebe gegeben, die du dir selbst eher schwer geben konntest und seine Worte haben dir Selbstvertrauen geschenkt. Und jetzt ist da nur noch Unsicherheit. „Witwe“ – was für ein schlimmes Wort!
Trauer ist schwer auszuhalten und tut unfassbar weh, wie oft hab ich mich gefragt: „Wann hört endlich dieser Trauerschmerz auf?“.
In das neue Leben adaptieren
Dieses neue Leben ist so fordernd. Frei nach dem Motto: „gehe mit oder gehe unter“. Frag dich selbst diese wichtigen Fragen:
Willst du das Opfer sein? Für immer die Frau sein, deren Mann gestorben ist? Die Frau sein, nach der sich alle umdrehen oder aus dem Weg gehen?
Oder willst du die sein, zu der die Leute sagen (das sagen sie nämlich zu mir):
Deine Art mit diesem Schicksalsschlag umzugehen inspiriert mich! Was du dich traust, das will ich auch mal können!
Wenn du diejenige sein willst, die ein gern eingeladener Gast, eine aufregende neue Bekanntschaft, ein Menschenmagnet ist, lies weiter:
Trauer verläuft nicht gerade
Den einen Tag weinst du von früh bist abends und weißt nicht wohin mit dir und am nächsten Tag fühlst du dich, als wäre gar nichts gewesen. Du machst dir Sorgen, dass mit dir irgendwas nicht stimmt.
Das zu begreifen hat ein bisschen gedauert, das kann ich dir sagen. Ich dachte schon, ich werde verrückt.
Lasse beides zu, dein Körper weiß genau, wann welches Gefühl dran ist. Vertraue ihm.
Du willst mit Freunden Party machen, lachen und albern sein? Tu es.
Der Fleischmagnet ist heute stark, du bist zu nichts fähig und liegst den ganzen Tag weinend im Bett? Kenn ich: Die Pizza neben mir, die ich nicht essen wollte. Doomscrolling von Fotos und Videos von Steffen, sich dabei selbst verlieren in der unendlichen Playlist auf Spotify und bitterlich darüber weinen, warum das Leben so unfair sein konnte?
All das ist ok. Diese ganzen Gefühlskapriolen gehören einfach zur Trauer dazu und sind vollkommen normal. Nur irritieren sie die Außenwelt maximalst. Kein Wunder, gilt man bei Naturvölkern als Witwe für zwei Jahre als verrückt.
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Echte Tipps von einer, die es durch die Trauer geschafft hat
Mit meinen Beiträgen unterstütze ich mittlerweile tausende Frauen.
Vergiss nicht: Du bist nicht allein!
Ab jetzt kann es nur besser werden – worauf wartest du noch?
Aus Wellen werden Kreise
Kennst du diese Linien, die von der Seite aussehen, wie Wellen, verdreht man jedoch den Blickwinkel und schaut von hinten, ist es eine Spirale. Eine sich verjüngernde Spirale. Man geht jede Phase der Trauer mehrmals durch, Themen, die man nicht verarbeiten will, ploppen später auf, Irgendwann kommt mehr Positives in dein Leben um wieder von einer Trauerwelle abgewechselt zu werden.
Zu verstehen, dass dies normal ist, war ein Wendepunkt in meiner Trauerbewältigung.
Es ist okay, nicht jeden Tag stark zu sein und ist okay, dir Hilfe zu suchen, sei es durch Gespräche mit Freunden, den Besuch bei einem Therapeuten oder einfach durch das Schreiben in einem Tagebuch.
Diese Achterbahn der Emotionen ist der größte Teil des Heilungsprozesses und jeder Tag, ob gut oder schlecht, brachte mich und bringt dich ein kleines Stück weiter aus der Trauer raus.
Neugierde
Neugierde bedeutet Leben. Wenn du nicht mehr neugierig bist, ist das Glück sehr fern. Ich bin furchtbar neugierig. Nicht dieses „Neugierig sein, was der Nachbar macht“ sondern: Ich will wissen, was die Welt, am Ende zusammenhält.
In verrückten Museen und an bizarren Orten könnt ich mich stundenlang aufhalten. Ich interessiere mich für alles Mögliche und für manche Menschen sehr Unwichtige: Was ist es, was die Welt im Innersten zusammenhält? Unnötiges Halbwissen? Ruf mich an. Mann kann KI für sich selbst nutzen, ich versuche es. Bücher selbst veröffentlichen? Ich versuche es.
Überdruss vom alten Leben
Mein Leben zuvor war die absolute Hölle. Steffens Krankheit und seine Pflege – und Steffen war gottseidank so selbständig und hat sich oft alleine gekümmert. Parallel das Catering aufrecht erhalten müssen und jeden Tag bis zur Erschöpfung bis zu sechzehn Stunden arbeiten müssen. Höchstens den Sonntagnachmittag freihaben und nie ist Geld da, da das Finanzamt immer die Hand zuerst hinhält. Ein Hamsterrad aus der Hölle.
Das Macher-Gen
Doch dennoch ist es die Selbständigkeit, für die mein Herz schlägt. Nicht für andere Chefs zu arbeiten. Keine fremden Ideen verwirklichen, sondern die eigenen. Der Rausch, wenn eine neue Idee kommt und diese dann auch noch funktioniert.
Die Fähigkeit, nach einem Tiefschlag dennoch wieder aufzustehen. Sich immer wieder aufzurappeln. Ein paar Stunden oder Tage bitterlich leiden aber dann eines Morgens wieder aus dem Bett springen und sagen „ok, ich versuche es wieder“
Achtsamkeit in der Trauer
Die furchtbarste und doch wahrste Erkenntnis in der Trauer war: Nur das im Jetzt und Hier sein hilft wirklich dabei, glücklich zu sein.
Es dauerte ziemlich, bis ich das endlich begriff. Denn es gab kein zurück und das Vorwärts war so beängstigend.
Trauer puscht die in deiner Persönlichkeitsentwicklung radikal nach vorne. Du bist ein Macher: du reitest die Welle. Wenn du jedoch nie gelernt hast, mit Unbill umzugehen, dann kann es schwierig werden, aus der Trauer wieder heraus zu kommen.
In der Trauer liegt die größte Gefahr in deinen eigenen Gedanken. Du glaubst, die Trauer wird ewig dauern? Ja, dann wird es genau so sein.
40 % unserer Sorgen treffen so nie ein und weitere 30 % sind längst passiert und damit nicht mehr änderbar. Somit sind 70% deiner Gedanken unnützes Synapsenverballern.
Während du dir also stunden- und Tagelang Gedanken machst und alle Ideen verwirfst, weil es zu riskant ist, ist die Wahrheit doch, dass nichts davon war ist.
Wie schade, dass du es nun doch nicht ausprobierst.
Was wäre nur passiert, hättest du es einfach gemacht? Ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Im Hier und jetzt?
Du bist dein eigener größter Feind durch deine Selbstsabotage und Selbstmontage.
Mein radikaler Weg, nur im Jetzt zu leben und maximal ein halbes Jahr grob vorauszuplanen hat mein Leben komplett verändert. Und die Achtsamkeit ist der Schlüssel dazu. Mehr zur Achtsamkeit in der Trauer erfährst du in diesem Artikel.
Oasen der Freude in der Trauer
Es war mitten in Corona, mein Mann war tot und ich war allein zuhause. Da war genügend Zeit für mich und meine Gedanken. Ich wusste, da ist der Hebel.
Positive Gedanken führen zu einer positiven Sichtweise. Und in all der Angst um mich herum wusste ich, dass mir andere Menschen mit ihrer Angst nicht helfen konnten. Mir war der Lärm und die Angst um Corona egal, ich hatte das schlimmste überlebt, dagegen war Corona Peanuts.
Also machte ich mir meine Welt, wie sie mir gefällt. Mit kleinen Abenteuern, Freundlichkeiten und Glücksmomenten:
Ein bitterkalter Morgen
An einem bitterkalten Sonntagmorgen im Januar 2021 hatte es die ganze Nacht geschneit. Ich musste da raus! Minus 16 Grad, der Duft von frisch gefallenem Schnee und knackige Kälte. Kein Mensch war auf der Straße.
Berlin lag unberührt und sauber vor mir. Ein seltener Moment.
Tapfer stapfte ich durch die klirrende Kälte Berlins und genoss es so sehr: Diese sonst so laute und schmutzige Stadt unter flaumigen Schnee zu sehen, schier unberührt, war ein Zauber, den ich nie wieder vergessen werde.
Mein Weg führ mich zur drei Kilometer entfernten Bäckerei, in der es dampfend warm nach Brot und frischem Kuchen duftete. Ich konnte nicht widerstehen. Ich kaufte dieses leckere Stück Käsekuchen, welches ich dann später, wieder in meiner warmen Wohnung angekommen, mit einer dampfenden Tasse Kaffee genoss.
In den menschenleeren Straßen in Zeiten von Corona fing ich an, willkürlich die wenigen Menschen auf der Straße anzulächeln. Bald wurde es zu meiner täglichen Freude, zu sehen, wie sich ihre Gesichter vor Überraschung und Freude aufhellten.
Random acts of kindness – kleine herzliche Gesten in all der Angst wurden zu meiner täglichen neuen Morgenroutine auf dem Weg zu Lidl.
Zuhause fütterte ich die Saatkrähen auf dem Balkon, die mich irgendwann auch auf der Straße zu erkennen schienen.
Ich liebte es, in meiner Blase zu leben und erfreute mich an all den kleinen Dingen.
Musik
Wenn es etwas gab, was Steffen und mich auf einer tiefen Ebene verband, so war es immer die Musik (und das Essen). Abende, Nächte, Autofahrten haben wir uns um die Ohren geschlagen und uns neue Musik angehört. Natürlich ging unser Geschmack auseinander, aber nur um nach zehn Jahren unseren eigenen Stil zu finden. Und dieser wanderte auf eine unendliche Playlist.
Nach Steffens Tod füllte sich die Playlist weiter, mit Titeln, die mir gerade halfen, auf die meine Seele reagierte und die ich immer wieder hören wollte. Die mich trösteten. Und viele waren wie von Steffen handverlesen.
Noch heute liebe ich diese Playlist, ist sie doch ein musikalisches Tagebuch meiner Trauerreise geworden.
Abgrenzung
Ich musste erst 42 Jahre alt werden und in die Reha gehen, um zu lernen, dass ich für einem Großteil meines Leidensweges selbst verantwortlich war. Oder besser: Meine Prägung. Denn dort lernte ich das Wort Abgrenzung. In diesem Blogartikel erfährst du noch mehr darüber.
Früher hatte ich es nie über mich gebracht, mich selbst in den Vordergrund zu stellen. Ich war stets diejenige, die für andere da war, die ihre eigenen Bedürfnisse ganz weit hintenan stellte und die das Wort „nein“ kaum über die Lippen bekam.
Doch die Trauer veränderte alles. Ich hatte so wenig Energie. Meine Konzentration war im Keller. Zeit für sinnlose Gespräche hatte ich einfach nicht mehr. Small Talk war mein Tod. Ich stellte auf die harte Tour fest, dass meine Energiereserven in der Trauer absolut begrenzt waren. Insofern war die Trauer ein guter Lehrmeister für mich, um endlich zu lernen, mich abzugrenzen. Und glaub mir, das ist ein Prozess, der geht über Jahre!
Plötzlich war ich gezwungen, meine eigenen Grenzen nicht nur zu erkennen, sondern sie auch aktiv zu verteidigen. Meine Fähigkeit, Unwichtiges von Wichtigem zu unterscheiden, schärfte sich rapide. Situationen, Menschen und Verpflichtungen, die mir früher Energie geraubt hatten, ohne mir etwas zurückzugeben, konnte ich nicht länger tolerieren. Die Toleranz für alles, was sich nach Zeitverschwendung oder emotionaler Belastung anfühlte, sank auf null.
Für die Welt dda draußen wurde ich ein kleines egoistisches Arschloch. Aber meine Selbstachtung und Selbstliebe wuchs.
Nein heißt nein!
Das Neinsagen wurde zu einer neuen, wenn auch herausfordernden, Obsession für mich. Ein revolutionärer Akt der Selbstfürsorge, den ich neu an mir entdeckte. So kannte ich mich garnicht. Diese Abgrenzung war für mich nicht einfach. Doch auch hier war hauptsächlich mein Kopf und meine Gedanken schuld. Die Mitmenschen reagierten stellenweise vielleicht doof, aber es waren nur die, die mich ständig ausgenutzt hatten. Bekannte anderen rissen sich nun um meine Gegenwart. Mein Wert und mein Selbstwert stieg. Und Die Menschen konnten es spüren. Es flogen recht viele Menschen aus meinem Adressbuch. Doch gleichzeitig schloss ich unzählige neue Freund- und Bekanntschaften.
Dies war ein weiterer positiver Aspekt der Trauerverarbeitung. Ich lernte endlich, mich selbst und meine Zeit zu respektieren und abzugrenzen.
Nein, es ist nicht egoistisch ist, auf sich selbst zuerst zu achten, sondern bitter notwendig, um heilen zu können.
Reisen als Therapie
Ich weiß noch, wie ich damals, eine Woche vor Steffens Tod, im Radio ein Interview mit Brenda Strohmaier hörte. Sie hatte gerade ihr neues Buch veröffentlicht “Nur über seine Leiche”. Wie furchtbar musste es sein, seinen Partner zu verlieren, dachte ich mir … . Während der ganzen Autofahrt musste ich bitterlich weinen, war ich doch froh, dass Steffen gerade seinen Krebs überlebt hatte.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich nicht die leiseste Ahnung, dass Steffen nur eine Woche später tot sein sollte …
Wie auch immer, in ihrem Buch schrieb sie darüber, wie sie direkt danach eine Weltreise angetreten ist.
Auch hier dachte ich “mein Gott, wie mutig”. Und rate mal, wer nur sieben Monate später einen Monat lang mit dem eigenen Auto bis Sardinien und zurück fuhr? Richtig: Ich. Und so habe ich mich mit dem Reisevirus infiziert und bin als Krönung des Ganzen 2023 nach Zypern ausgewandert und reise nun um die ganze Welt.
Reisen öffnete mir eine Tür zu neuen Perspektiven. Es lehrte mich, die Welt mit neuen Augen zu sehen und die Schönheit in der Vielfalt des Lebens zu erkennen. Reisetipps für allein reisende Frauen zu teilen, wurde ein wichtiger Teil meines Blogs. Nimm dieses Wissen bitte an, hier findest du alle Reiseberichte und Tipps, wie du als Frau sicher alleine reisen kannst.
Du bist deine neue Nummer 1
Wir Mädels nehmen es ja nicht so wichtig mit uns. Immer kümmern wir uns um alle anderen, dass es denen gut geht. Unsere Zipperlein: Nicht so wichtig. Zu oft haben wir gehört: „stell dich nicht so an“, „anderen geht es viel schlimmer als dir“, „wenigstens hast du noch …“.
Der Unterton ist immer: reiß dich zusammen, hör auf zu heulen und werde gefälligst wieder normal.
Das funktioniert ganz gut ein Leben lang, bis dir das Leben passiert. In Form des Todes. Und du merkst, dass dich alle verarscht haben:
Nichts ist für immer, du musst auf dich achten und wenn du dich nicht um dich kümmerst, macht es niemand.
Auch ich hatte nie auf mich und meine Gesundheit geachtet. Meine Gesundheit war Flickschusterei, mein Leben ein Trümmerhaufen. Alles war immer wichtiger, die Arbeit, die Kunden, meine Familie.
Doch all das ging nicht mehr.
Dich auf den Thron zu heben, bringt dich raus aus der Trauer
Ich musste mich auf meinen ersten Platz setzen. Diese einschneidende Änderung in meinem Leben war etwas, was ich so noch nie erlebt hatte.
Nun musste ich mich ganz alleine um meine emotionale und physische Gesundheit sorgen. Ich musste bewusst Zeit für mich selbst einplanen, sonst würde ich vor die Hunde gehen.
Ab jetzt lebe ich nur noch radikal für mich. Abgrenzung, Selbstliebe und ganz viel Selbstfürsorge musste ich das erste Mal im Leben lernen.
Menschen, die mich versuchten wieder „herunterzuholen“, fielen aus meinem sozialen Umfeld. Nein, ich bin besonders und du bist besonders. Wer das nicht sieht, kann sch…ßen gehen.
Pilates hatte mir schon während der Arbeit im Catering geholfen, doch auch jetzt rettete mich dieser Sport, während ich gleichzeitig meinen Geist beruhigte. Ich lernte zu meditieren. Die Meditation ermöglichte es mir, einen Schritt zurückzutreten, meinen Atem zu fokussieren und einen Zustand der Ruhe und des Gleichgewichts zu erreichen, der mir oft im Alltag fehlte. Und vor allem, lernen zu akzeptieren und im Jetzt zu sein.
Radikal im jetzt.
Denn es gab kein zurück mehr.
Dein bester Zuhörer in der Trauer
Steffen hatte mir an Weihnachten 2018 in China ein Tagebuch für die nächsten fünf Monate geschenkt. Nur zwei Monate vor seinem Tod geschenkt.
Woher wusste er …? Wusste er …?
Dieses kleine Büchlein half mir durch meinen Schmerz. Fünf Jahre lang konnte ich in jedem Jahr sehen, wo ich noch ein Jahr zuvor gestanden habe. Auch wenn kein Fortschritt zu spüren wahr, hier stand es: Schwarz auf weiß.
Das Schreiben half mir, Klarheit über meine Emotionen zu gewinnen und Muster in meinem Denken zu erkennen, die mir vorher nicht bewusst waren. Es war, als hätte ich einen inneren Kompass entdeckt, der mich durch die Trauer führte. Seitdem bin ich süchtig nach Notizbüchern, Blöcken und Tagebüchern. So manches Kleidungstück musste in meinem Handgepäckkoffer schon einem Notizbuch weichen 🙈.
Jetzt kreiere ich selbst Tagebücher für Trauernde. Nach dem Vorbild dieses Tagebuches, mit genügend Platz für persönliche Geschichten, Raum für eure Kennenlerngeschichte habe ich Trauertagebücher speziell für das erste Trauerjahr kreiert. Welches gefällt dir am besten? Klick einfach auf dein Lieblingscover:
So schaffst du es raus aus der Trauer, zurück in die Lebensfreude
Auch wenn du gerade denkst, dass du es nie aus der Trauer schaffst und dass es bei dir anders sein wird: Schatz, du hast genau so wie ich das Zeug dazu, wieder ein schönes Leben führen zu können.
Freude und Trauer existieren stets nebeneinander. Wir denken, es gibt nur das eine Gefühl. Doch in der Zeit der Trauer existieren so viele Gefühle nebeneinander, ich nenne es Trauer-Pubertät. Unglaublich! Schon direkt nach Steffens Tod musste oft ein Ventil für den Schmerz gefunden werden und das ist für mich definitiv Humor. Umso schwärzer, umso besser. Auf manche in meinem Umfeld wirkte das irritierend, doch meine Freunde verstanden mich.
Natürlich wird niemand jemals Steffen ersetzen können, das ist die Ungeheuerlichkeit am Tod. Niemand kann deinen Mann ersetzen.
Doch du bist nicht allein. Aus meiner Einsamkeit in der Trauer heraus startete ich diesen Blog.
Während ich so diesen Blog Tag für Tag mehr füllte, stellte ich fest, wie immer weniger Freunde diesen Blog lasen. Ich fühlte mich erst verraten.
Doch während sich alte Bekannte nicht mehr für meinen Weg interessierten, kamen mir noch unbekannte Frauen in der Leserschaft hinzu. Frauen, die dasselbe erlebt hatten und mit ihren Gefühlen allein waren.
Diese Frauen schrieben mir plötzlich, dass ihnen mein Blog helfen würde. Das war verrückt! Auf diese Weise fand ich heraus, dass das Teilen meiner Erfahrungen mit anderen, die ähnliche Verluste erlitten hatten, nicht nur ihnen half, sondern auch mir.
In der Trauergruppe der Reha vertrauten die anderen Patientinnen meinem Rat viel eher als dem der staatlich ausgebildeten Trauerbegleiterin, die ihre fünf Phasen der Trauer hoch und runterbetete.
2023 gründete ich die erste Community für starke Frauen, die ihre Lebensfreude zurück haben wollen. Positive, lebensbejahende Hilfe die sich auf die Lebensfreude fokussiert:
Du musst da nicht allein durch
Schon länger hatte es mich gewurmt, dass es keine Gemeinschaft gibt, in welcher Frauen gleichzeitig stark und schwach sein dürfen, eine Community, die nicht kirchlich oder anderweitig religiös basiert war, ein Ort, wo Macherinnen einen Platz fanden.
Proaktive Tipps ohne Jammerei.
Hands-on in der Trauerverarbeitung übervoll mit positiven Sichtweisen und Aspekten.
Ein sicherer Raum, um Erfahrungen auszutauschen, Unterstützung zu finden und gemeinsam zu wachsen. Der Ort, wo man sich über Probleme auf Arbeit, Delegation und Organisation eben dieser, sowie alles rund um die anfallende Bürokratie und Tipps und Tricks austauschen konnte. Also allesamt Themen, bei denen sonst kein gleichaltriger Bekannter helfen kann.
Wenn es das noch nicht gibt, muss man es also selbst machen, oder?
Deswegen findest du hier gleich die erste Community, die dich durch die Trauer bringt, dich puscht, fordert, tröstet und dir ganz viele neue tolle Frauen an die Seite stellt.
Mach es selber, dann wird es gut. 🙂
Hier gehts zur Community:
Deine Online-Trauer-Community
Eine Gemeinschaft von starken Frauen – genau so stark wie du. Mit demselben Problem:
Du brauchst Hilfe in der Trauer, so dass du deinen normalen Alltag weiterführen kannst. Eine Community, die dich schneller und effektiver aus der Trauer bringt und dich zu einer besseren Version deiner selbst macht:
Kreativität als Ausdruck und Bewältigungsstrategie
Neben all dem online Business, meiner Liebe zum Kochen hat mir auch meine Kreativität geholfen, die Trauer zu verarbeiten. Meine Kreationen wurden zu meinem Ventil, durch das ich meine Gefühle ausdrücken und verarbeiten konnte. Ich begann stundenlang zu zeichnen, ich besorgte mir ein Wacom Zeichentablett, doch jetzt zeichne ich auf Reisen auf meinem Tablett. Die Kunst und die schönen Dinge gehören fest in mein Leben. Das Erstellen von Trauertagebüchern, Malbüchern,, Workbooks und anderen Materialien für Trauernde half mir, meinen Schmerz in etwas Positives zu verwandeln. Kreativität ist eine Methode, die ich allen empfehle, die ihren Weg durch die Trauer suchen.
Von der introvertierten Köchin zur digitalen Trauerbegleiterin
In den letzten Jahren habe ich “Lebensfreude” für mich komplett neu definiert. Ich liebe mein neues Leben mehr als mein altes. Steffen fehlt mir ungemein. Doch ohne ihn wäre das alles nicht möglich.
Trauer ist ein Weg, der Mut, Geduld und viel Selbstliebe erfordert. Wichtig ist, dass du weißt und verstehst, was mit dir passiert. Und du musst bereit sein, all diese Änderungen zu akzeptieren und zu adaptieren.
Ohne diese Fähigkeiten kann dich die Trauer krank machen. Trauer ist ein Weg, der zu tieferem Verständnis, Wachstum und letztlich zu einer neuen Form der Lebensfreude führen kann.
Mein Lebensweg, von der depressiven und menschenscheuen Cateringinhaberin, die sich nie aus der Küche getraut hat hin zur Weltenbummlerin, die nur noch aus dem Koffer lebt und all ihren Ballast abgeworfen hat, ist das beste Beispiel, dass das möglich ist.
Gerne inspiriere ich dich für deinen Weg in meinem wöchentlichen Newsletter, den du hier gleich abonnieren kannst.
Wann wird die Trauer leichter?
„Ich bin so taub“ oder „ich kann mich nicht konzentrieren“, sind Sätze, die ich so oft von Witwen höre. Der Schmerz um den Verlust ist schier unerträglich.
Wann hört das auf?
Ist das normal in der Trauer?
Speziell für dich, wo die Trauer noch so neu ist, habe ich einen kurzen Leitfaden durch die Trauer gestaltet, der dir helfen kann, deine Trauer besser zu verstehen und zu sehen, wo du ungefähr zeitlich in der Trauerbewältigung stehst, wenn dein Ehemann gestorben ist:
Lade dir den Leitfaden herunter und finde Unterstützung auf deinem Weg der Trauerbewältigung.
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